Almaty (Kasachstan), 26. Oktober 2013

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„Korea­ni­sche Abtei­lung“ des Grü­nen Mark­tes, Alma­ty. Foto: Micha­el Kunze.

Der Grü­ne Markt der ehe­ma­li­gen Haupt­stadt im äußers­ten Süd­os­ten Kasach­stans gibt sich bunt. Weil die Händ­ler hier nicht nur fri­sches Gemü­se oder Obst feil­bie­ten, son­dern auch Klei­dung und Elek­tro­nik­ar­ti­kel, Haus­halts­wa­ren und Hygie­ne­ar­ti­kel bis hin zu ein­zel­nen Rol­len Toi­let­ten­pa­pier. Sorg­fäl­tig über­ein­an­der gesta­pelt, war­ten sie auf Kund­schaft. Auch Honig scheint hoch im Kurs zu ste­hen. Sechs, sie­ben, acht und mehr Stän­de, vor­ran­gig rus­si­scher Pro­ve­ni­enz, zäh­le ich. Immer­zu stre­cken die Män­ner und Frau­en mit ein­la­den­den Ges­ten über die Ver­kaufs­the­ken klei­ne Papp­stäb­chen mit Kost­pro­ben her­über. Bei den Tro­cken­obst­händ­lern – durch­weg Usbe­ken sei­en es, wie uns gesagt wird – ist es nicht anders. Nur wird hier noch nach­drück­li­cher zum Pro­bie­ren der aus­ge­dörr­ten Apri­ko­sen, Trau­ben, Prei­sel­bee­ren gedrängt. Wie zum Inven­tar des Basars, der in einer Markt­hal­le unter­ge­bracht, aber über sie hin­aus gewach­sen ist, gehö­ren auch die Korea­ner. Die Ers­ten wan­der­ten schon im 19. Jahr­hun­dert aus ihrer Hei­mat in das rus­si­sche Zaren­reich ein, vor­nehm­lich aus wirt­schaft­li­chen Grün­den. Neben Usbe­ki­stan und Russ­land zählt auch Kasach­stan heu­te zu den Heim­stät­ten einer bedeu­ten­den korea­ni­schen Min­der­heit, der hier auf dem Grü­nen Markt vor allem der Salat­ver­kauf obliegt. Dut­zen­de Varia­tio­nen ste­hen zum Ver­kauf, oft­mals auf­wen­dig zube­rei­tet. Den für aus­län­di­sche Besu­cher zwei­fel­lo­sen Höhe­punkt bil­det jedoch der Fleisch­markt des Basars. Nicht zer­leg­te, nur aus­ge­nom­me­ne Schwei­ne karrt man her­an, Rin­der­keu­len, gan­ze ‑hüf­ten und ‑rip­pen­par­tien. Dazu auf dut­zen­den Stand­me­tern Pfer­de­fleisch, das sich in Kasach­stan gro­ßer Beliebt­heit erfreut. In allen Pro­por­tio­nen und Varia­tio­nen liegt es zum Ver­kauf bereit; sämt­lich, so hat es den Anschein, ohne Küh­lung. Schließ­lich macht uns unser Füh­rer auf eine beson­de­re Deli­ka­tes­se auf­merk­sam: Akku­rat auf­ge­reiht lagern sie auf den Tischen – drei, vier, fünf neben­ein­an­der. Schaf­köp­fe sind es; säu­ber­lich abge­trennt von ihren Rümp­fen, war­ten sie auf Käu­fer. „Jedes Teil eines Kop­fes steht einem bestimm­ten Fami­li­en­mit­glied zu“, sagt unser Beglei­ter. Die Zun­gen­spit­ze wer­de den Kin­dern gereicht, auf dass sie gut zu spre­chen lern­ten. Der Gau­men hin­ge­gen sei den Ehe­frau­en vor­be­hal­ten. Damit sich ihr Geschmack schu­le? Als Deli­ka­tes­se gel­ten die Augen. Der Haus­vor­stand bie­tet sie nur beson­de­ren Gäs­ten an. Eine Ges­te sei dies, die nicht abge­lehnt wer­den kön­ne, ohne ihn zu brüs­kie­ren. Honos habet onus.

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