Vierzehnheiligen, 27. Oktober 2013

Wol­ken­ver­han­gen zeigt sich der mor­gend­li­che Him­mel und es reg­net. Die Stra­ße führt den anfangs gemäch­lich anstei­gen­den Staf­fel­berg hin­auf. Gegen­über des Klos­ters Banz am Main­tal führt sie zur berühm­ten Wall­fahrts­kir­che. Früh­mes­se um 7.30 Uhr. Vor­ran­gig Ein­hei­mi­sche kom­men, wie Auto­kenn­zei­chen und Idi­om erken­nen las­sen. Dabei fällt der Zustrom der Gläu­bi­gen uner­war­tet rege aus, denn die Bank­rei­hen sind trotz der mor­gend­li­chen Stun­de voll.  Anfangs liegt die im Roko­ko aus­ge­stal­te­te Basi­li­ka, eines der Haupt­wer­ke Bal­tha­sar Neu­manns, noch im Dun­keln. Allein die Ker­zen auf dem Gna­den­al­tar im Lang­haus, an dem heu­te zele­briert wird, und am Haupt­al­tar wur­den bereits ent­zün­det. Sie tau­chen das Kir­chen­schiff in ein zar­tes, war­mes Licht. Unwei­ger­lich kehrt Stil­le ein. Ein Fran­zis­ka­ner­pa­ter des benach­bar­ten Klos­ters liest die Mes­se, deren Evan­ge­li­um nach Lukas von Jesu Gleich­nis über Pha­ri­sä­er und Zöll­ner han­delt (Lk 18,9–14). Es folgt aus Anlass des Welt­mis­si­ons­sonn­tags eine Pre­digt über sozia­le Fra­gen. Glau­bens­be­kennt­nis und Vater­un­ser wer­den dann in einer Geschwin­dig­keit her­un­ter­ge­ras­selt – auch von den Ältes­ten, ja: gera­de von ihnen -, dass mir kaum Zeit zum Luft­ho­len bleibt, will ich nicht aus dem Takt gera­ten. Als die Mes­se vor­über ist, sind – noch bevor der Pries­ter den Altar nach der Spen­dung des Segens ver­las­sen hat -, vie­le Men­schen aus den Kir­chen­bän­ken zum Aus­gang unter­wegs. Nicht hin­ter ihm her, son­dern an ihm vor­bei. Hals über Kopf. Wäh­rend er mit den Minis­tran­ten zur Tür schrei­tet, über­ho­len die klei­ne Pro­zes­si­on von links wie rechts wei­te­re Men­schen­trau­ben. Der vor der Mes­se dicht beleg­te Park­platz ist bei­na­he leer, als auch ich die Kir­che ver­las­se; die Klän­ge der Rie­ger-Orgel hal­len noch nach. Kei­ne fünf Minu­ten sind seit der Aus­sendung durch den Pries­ter ver­stri­chen; die Mes­se dau­er­te unter Aus­las­sung der ers­ten Lesung gera­de etwas mehr als eine Drei­vier­tel­stun­de. Wenn dies der Zustand der „Volks­kir­che“ ist, was sagt er bei aller Erre­gung über das Ver­hal­ten des Lim­bur­ger Bischofs über die Ver­fas­sung aus, in der sich das Kir­chen­volk selbst befindet?

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