Dresden, 5. Februar 2014

Fast auf den Tag genau zehn Jah­re ist es her, als am 4. Febru­ar 2004 der Ame­ri­ka­ner Mark Zucker­berg Face­book grün­de­te. Vor­erst im eng­lisch­spra­chi­gen Raum aktiv, fand es bald auch mit einer deutsch­spra­chi­gen Ver­si­on regen Zuspruch. Deut­lich mehr als eine Mil­li­ar­de Nut­zer sind mitt­ler­wei­le rund um den Glo­bus in dem sozia­len Inter­net-Netz­werk regis­triert. Auf den deut­schen Pen­dants meinVZ und stu­diVZ, denen Face­book schon vor Jah­ren den Rang ablief und die sich mitt­ler­wei­le von ihrem inter­na­tio­na­len Enga­ge­ment ver­ab­schie­det und auf den Hei­mat­markt zurück­ge­zo­gen haben, sind zusam­men gera­de ein­mal 33 Mil­li­on Nut­zer (Stand 2013) ver­tre­ten; der Able­ger Schü­lerVZ ist längst off­line. Face­book – das lässt sich schwer­lich bestrei­ten – ist zu einer (Daten-) Macht gewor­den, zu einer Super-Büro­kra­tie. Wie kaum ein ande­res Unter­neh­men strebt es nach Wis­sen über sei­ne Nut­zer, die nicht im enge­ren Sin­ne eige­ne Kun­den sind, denn Regis­trie­rung und Betrieb sind frei. Auch eine Art kos­ten­pflich­ti­ge Pre­mi­um-Vari­an­te mit zusätz­li­chen Funk­tio­nen ana­log zur Fach­kräf­te­platt­form Xing fehlt. Geld ver­dient Face­book, indem es das gesam­mel­te Wis­sen an Fir­men­kun­den wei­ter­ver­kauft, die Wer­bung schal­ten. Dass das nicht alles ist, bezwei­felt spä­tes­tens seit den NSA-Ent­hül­lun­gen Edward Snow­dens nie­mand mehr. Je mehr Daten über Hob­bys oder Lebens­ge­wohn­hei­ten, Rei­se­er­leb­nis­se oder Lek­tü­re­ein­drü­cke, Kauf­vor­ha­ben oder Geschmacks­vor­lie­ben, Mode­prä­fe­ren­zen oder Lieb­lings­spei­sen – und dar­in liegt der Clou aller sozia­len Netz­wer­ke – die­je­ni­gen von sich frei­wil­lig preis­ge­ben, die ein Pro­fil ange­legt haben, des­to grö­ßer ist das Poten­ti­al für Zucker­bergs Baby, damit Geld zu ver­die­nen. Face­book wer­tet das Wis­sen über sie aus, nicht wie einst Ulrich Mühe als Sta­si-Offi­zier im Film „Das Leben der Ande­ren“: per­sön­lich, sub­jek­tiv, zeit­lich begrenzt. Son­dern algo­rith­misch-objek­ti­viert, per­ma­nent und umfas­send. Dabei, schrieb kürz­lich Clau­di­us Seidl in der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung, ent­ste­he ein Pro­fil – „das wah­re Pro­fil“: ein Bewe­gungs- und Gewohn­heits­bild, ein Ras­ter, das der­art umfas­send Wis­sen über den jewei­li­gen Nut­zer abbil­det, dass es tota­li­tä­rer Kon­trol­le, zunächst ein­mal aber bewuss­ter und unter­be­wuss­ter Beein­flus­sung, zum Bei­spiel für Kauf­ent­schei­dun­gen, neue Dimen­sio­nen erschließt. Schö­ne Neue Welt, hat das Hux­ley 1932 genannt. Clau­di­us Seidl indes plä­diert dafür, Face­book den­noch nicht den Rücken zu keh­ren. Um sich nicht ver­däch­tig zu machen?, möch­te man fra­gen. Viel­mehr schlägt er vor, „die Beob­ach­ter [zu] beob­ach­ten“. Dabei gibt Seidl an ande­rer Stel­le in dem Text noch zu, er hal­te jene für naiv, die glaub­ten, „die Vir­tuo­sen des digi­ta­len Selbst­por­träts“ kämen mit ihrer Über­zeu­gung durch, „dass, was sie da mit­tei­len [in sozia­len Netz­wer­ken, Anm. MK], zu kom­plex, zu wider­sprüch­lich, letzt­lich zu hoch [sei] für alle Überwachungsinstanzen“.

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