Bad Füssing, 24. Juli 2015

In Dres­den wur­den heu­te, wie ich den Nach­rich­ten ent­nahm, Mit­ar­bei­ter des Deut­schen Roten Kreu­zes ange­grif­fen, wäh­rend sie eine Zelt­stadt für Flücht­lin­ge errich­te­ten. Vom DRK hieß es: „erst­mals in einem zivi­li­sier­ten Land“. Wohl von zwei Dut­zend Rechts­ex­tre­mis­ten, die der „Asyl­schwem­me“, wie es seit Wochen in sozia­len Netz­wer­ken heißt, Ein­halt gebie­ten wol­len. „Zeit für Taten“ gewis­ser­ma­ßen – einst ein Wahl­slo­gan der CDU. Wie­der vie­le Bli­cke auf die Neu­en Län­der, Sach­sen, Dres­den. Nun ist es soweit (bin Spät­zün­der): Ich schä­me mich, Drit­ten gegen­über mei­nen aktu­el­len Wohn­ort preis­zu­ge­ben. Frü­her stets die Reak­ti­on dar­auf: Oh, das baro­cke Elb­flo­renz! Ah, Kur­fürst Augusts wie­der­erstan­de­ne Resi­denz! Grü­nes Gewöl­be, Frau­en­kir­che, Kreuz­chor. Ich dazu dann immer noch schel­misch: Von hier aus wur­de einst Polen regiert. Heu­te – trotz berech­tig­ter Kri­tik an vie­len Aspek­ten der Zuwan­de­rungs­po­li­tik (die ja auch recht­lich etwas ande­res ist) – vor allem eine Reak­ti­on: das Land, die Stadt von Pegi­da, Glat­zen, ent­fes­sel­ter Unzu­frie­den­heit. Jede, sach­lich drin­gend not­wen­di­ge Dis­kus­si­on über Zuwan­de­rung wird damit ver­un­mög­licht, obwohl die Lage ande­res erfor­dert. Wäh­rend (einst­wei­len?) im Ruhr­ge­biet Stra­ßen­zü­ge, Stadt­vier­tel von vor­dring­lich aus­län­di­schen Ban­den über­nom­men wer­den, die Angst und Schre­cken ver­brei­ten, schla­gen im Osten „Fuß­ball­fans“ Homo­se­xu­el­le zusam­men oder der per­spek­tiv­lo­se und/oder unge­bil­de­te Mob mar­schiert, wie in Frei­tal, gegen Flücht­lin­ge. Da gerät etwas außer Kontrolle …

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2 Gedanken zu „Bad Füssing, 24. Juli 2015

  1. Ich glau­be, in die­sem Land ist lei­der schon eini­ges außer Kon­trol­le gera­ten. Selbst­ver­ständ­lich ist nicht zu akzep­tie­ren, Mit­ar­bei­ter des DRK oder THW anzu­grei­fen. Aber das Auf­be­geh­ren der Men­schen in Dres­den oder Frei­berg gegen den Ein­tritt von Situa­tio­nen wie in eini­gen west­deut­schen Groß­städ­ten, in denen aus­län­di­sche Ban­den die Lage beherr­schen und die Poli­zei und der Staat bereits resi­gniert haben, ist schon nach­zu­voll­zie­hen. Anders wer­den sie von der Poli­tik nicht gehört.

    1. Dage­gen begeh­ren nur mei­ner Auf­fas­sung nach die Leu­te in Frei­tal oder Dres­den nicht auf. Zwei Ent­wick­lun­gen lau­fen par­al­lel: eine ver­fehl­te Zuwan­de­rungs- und Innen­po­li­tik, die aus­län­di­schen Banden/islamistischenSubkulturen Chan­cen lässt, und die Salon­fä­hig­keit rechts­ex­tre­mis­ti­scher Paro­len. Letz­te­re gab es schon Anfang der 1990er-Jah­re in Ros­tock-Lich­ten­ha­gen, Mölln, Solin­gen, Hoyers­wer­da so wie es sie in den 1930er-Jah­ren gab. Die Men­schen ändern sich nicht. Beson­ders anfäl­lig sind die, die Angst um ihre Zukunft haben, Sicher­heit, Wohl­stand. Das ist voll­auf ver­ständ­lich. Aber nun ist ein Boden­satz salon­fä­hig, der mich sehr an die Prä-NS-Zeit erin­nert. Ich habe es selbst erlebt bei öffent­li­chen Dis­kus­sio­nen um Flücht­lings­hei­me in Mit­tel­sach­sen etwa: Pogrom­stim­mung. Noch ein­mal: Das ist das eine. Das ande­re ist die ver­fehl­te Zuwan­de­rungs­po­li­tik – ich schrieb ja, hier gibt es drin­gen­den Hand­lungs­be­darf. Die Fra­ge ist nur, wie ich die­sen arti­ku­lie­re. Wie wäre es mit Demos vor Land­tag und Bun­des­tag, nicht vor Flücht­lings­hei­men? Die Bewoh­ner der letz­te­ren kön­nen an der Rechts­la­ge nichts ändern.

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