Keiner kennt sie mehr – doch nun ruft Klaus Röberts Arbeit Hunderte meiner Vorfahren bis in die 16. Generation in Erinnerung. Dank des einstigen Langenhessener Pfarrers liegen 500 Jahre Familiengeschichte aus der Region Werdau/Zwickau vor – zusammengetragen aus Tauf‑, Trau- und Sterberegistern. Ein Streifzug durch Zeiten und Sitten.
LANGENHESSEN/SCHÖNFELS. Schriftsteller, Adel, „verdiente Ärzte des Volkes“ – Fehlanzeige. Seit im Jahr 2004 erste Abschriften aus Kirchenbüchern der Region „Schätze aus alten Kirchenbüchern“ weiterlesen →
Ende Februar wählt die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens einen neuen Bischof. Andreas Beuchel, Superintendent in Meißen, hat seinen Hut in den Ring geworfen und frühe Wurzeln in Freiberg – eine Rückschau, 30 Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung.
Jahrelang wollte das Domkapitel St. Petri zu Dresden den früheren Sommersitz in Schirgiswalde bei Bautzen mangels Verwendungsmöglichkeiten veräußern. Nun ist es, kurz vor einem wichtigen Jubiläum, gelungen – unklar bleibt vorerst, an wen.
SCHIRGISWALDE/DRESDEN. Wie erst jetzt öffentlich wurde, hat das Domkapitel St. Petri zu Dresden seine frühere, auch als sächsisches Castel Gandolfo bekannte Sommerresidenz in Schirgiswalde verkauft. Das um 1700 errichtete und später umgebaute St.-Pius-Haus mit großzügigem Park, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg eine Kirchenmusikschule untergebracht war und später ein katholischer Kindergarten, der 2006 auszog, stand danach leer. Das katholische Domkapitel als Eigentümer suchte mangels eigener Verwendungsmöglichkeiten und auf „Verkauft, doch weiter unsaniert“ weiterlesen →
Vor 65 Jahren starb der heute weithin vergessene katholische Publizist Waldemar Gurian. Es lohnt, das Werk des gebürtigen St. Petersburgers neu zu entdecken.
DRESDEN/BONN. Das Diktum vom „Kronjuristen des Dritten Reiches“, mit dem der Publizist Waldemar Gurian im Oktober 1934 den Staatsrechtler Carl Schmitt belegte, nachdem dieser die von Hitler angewiesenen Massenerschießungen ohne Gerichtsverfahren vom 30. Juni in der „Deutschen Juristenzeitung“ „Auf die Autorität verweisen“ weiterlesen →
Der Journalist Johann Michael Möller erkundet eine „politische Himmelsrichtung“ und begibt sich dabei auf die Spuren einer Sehnsucht nach kultureller Selbstbehauptung und der Wiedergewinnung der eigenen Vergangenheit – 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution in den nicht mehr neuen Bundesländern wie auch jenseits von Oder und Neiße.
DRESDEN. Die Hoffnungen, mit denen der Osten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Westen blickte, waren groß – und umgekehrt. Das ist passé. Der Westen hat den Osten abgeschrieben, scheint es. Für den Osten hat der Westen seinen Modellcharakter verloren. Er ist auf der Suche nach einem eigenen Weg auf der Basis eigener Erfahrungen, für die sich im Westen wenige interessieren. Stattdessen dominiert dort die Wahrnehmung als Problemgebilde.
Johann Michael Möllers Essay schildert nach dem ökonomischen und weltanschaulichen Zusammenbruch die Sehnsucht des Ostens nach kultureller Selbstbehauptung und dem Wunsch nach Wiedergewinnung der eigenen Vergangenheit. Die wird dominiert von der Sehnsucht nach Kontrolle über das eigene Leben. Längst überblenden kulturelle Problemwahrnehmungen ökonomische, die aber nicht verschwinden. „Der Osten ist kein defizitäres Beitrittsgebiet“ weiterlesen →
Das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz zeigt die Sonderausstellung „Leben am Toten Meer“. Ein thematisch derart ausgreifendes Panorama der Region mit herausragenden Leihgaben hat es in Europa noch nicht gegeben.
CHEMNITZ. Als Sabine Wolfram vor sechs Jahren nach Israel reist, um über die Geschichte der jüdischen Kaufhausdynastie Schocken zu forschen, machte ihr Barack Obama, gerade auf Staatsbesuch, einen Strich durch die Rechnung. Die Sicherheitsvorkehrungen „Leben am Toten Meer“ weiterlesen →
FRANKFURT/DRESDEN. Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls blickt der Frankfurter Schriftsteller Martin Mosebach zurück und voraus: wo und wie er den Mauerfall 1989 erlebte und die Jahre seit der deutschen Wiedervereinigung. Außerdem gibt der 68 Jahre alte Büchner- und Kleistpreisträger Auskunft darüber, was für ihn Europa mit der Europäischen Union zu tun hat und welche Rolle „„Mein Bild von Europa hat mit der aktuellen Organisationsform wenig zu tun““ weiterlesen →
Der Büchnerpreisträger Martin Mosebach las im Dresdner Kulturpalast aus seinem beklemmenden Reisebuch über koptische Martyrer.
DRESDEN. Über ein ernstes Thema hat der Frankfurter Schriftsteller, Büchner- und Kleistpreisträger Martin Mosebach am Freitagabend im Dresdner Kulturpalast gesprochen: den Tod von zwanzig Ägyptern und einem Ghanaer – allesamt Christen, bis auf jenen einen ihrer Herkunft nach Kopten. Sie sind 2015 vom Islamischen Staat enthauptet worden – vor der laufenden Kamera ihrer Mörder, nur weil sie ebendies waren. Das Video ging um die Welt. Der Katholik Mosebach wollte mehr über die Umstände wissen und jene seit der muslimischen Eroberung Ägyptens unter mal größerem, mal geringerem „Aus einer andern Welt“ weiterlesen →
AUGUSTUSBURG/BERLIN. Schon vor zwei Jahren ist die Soloviolinistin Liv Migdal auf der Waldbühne in Augustusburg (Kreis Mittelsachsen) aufgetreten und wurde seinerzeit euphorisch vom Publikum gefeiert. In Aue war sie in dieser Saison bei der Erzgebirgischen Philharmonie zu hören. „„Man darf kein Publikum unterschätzen““ weiterlesen →
Schloss Rochsburg zeigt Kunstwerke, einige 500 Jahre alt, deren Präsentation andere Museen ablehnten: Die ab 13. April zu sehenden Stücke sind von Zeit, Mensch und Natur teils arg geschundene. Daraus aber erwächst ihre Kraft.
Die einen malten, die andern kauften die Bilder – zwei Generationen hielt das ungewöhnliche Verhältnis zwischen der von den Wettinern geadelten Künstlerfamilie Vogel und den Grafen von Einsiedel. Eine vom Berliner Kunsthistoriker Gerd-Helge Vogel kuratierte Ausstellung auf Schloss Wolkenburg setzt es in Szene.
Der Verlag Hentrich & Hentrich, spezialisiert auf jüdische Kultur und Geschichte, ist ein Unikum im deutschen Sprachraum, sagt dessen Chefin. Nun ist er von Berlin nach Leipzig gezogen.
LEIPZIG. Zwei helle Räume, tiefe Fenster und Schreibtische, darauf Computer und die Wände dicht bestückt mit Regalen voller Bücher – so sieht es aus, das neue Leipziger Domizil von Hentrich & Hentrich, dem „Alles, was jüdisch ist“ weiterlesen →
Die ehemalige Stiftskirche in Wechselburg ist als erste jenseits Berlins in Ostdeutschland zur „Basilica minor“ erhoben worden. Was bedeutet das?
WECHSELBURG. Seit dem 18. Jahrhundert wird der Ehrentitel „Basilica minor“ von den Päpsten in Rom an besondere Kirchen weltweit verliehen – nun auch an die frühere Wechselburger Stifts- und heutige Pfarr‑, Kloster- und Wallfahrtskirche „Heilig Kreuz“. Längst wird „Weltkulturerbe auf Katholisch“ weiterlesen →
Der Osten ist in aller Empörten Munde und Sachsen besonders, seit nach der Tötung eines Familienvaters, mutmaßlich durch Asylbewerber, am Rande des Chemnitzer Stadtfestes nicht nur demonstriert, sondern auch Gewalt auf die Straße getragen wurde – Ideenkreise zu einer seit Jahren andauernden Debatte.
Monatelang hat der spätere Literaturnobelpreisträger 1936/37 Deutschland durchstreift – eine deutsche Ausgabe der Reisetagebücher fehlt aber noch. Bekannt ist, dass er in Leipzig und Dresden war. Seine Übersetzerin gab nun mehr preis über den Aufenthalt in Sachsen.
FREIBERG/BREITUNGEN. Sechs Monate lang ist der seinerzeit noch unbekannte Samuel Beckett vom Herbst 1936 an durch Deutschland gestreift, bis er im April des Folgejahres nach Irland zurückkehrte. Von seinem 1953 uraufgeführten „Suchen nach Beckett“ weiterlesen →
Die Dresdener Buchhändlerin Susanne Dagen ist bei einem Workshop im Hygiene-Museum unerwünscht, wohl wegen ihrer politischen Einstellung.
DRESDEN. Zuhören wollte sie – durfte aber nicht: die Dresdener Buchhändlerin Susanne Dagen. Am letzten Tag der seit Montag unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung im Hygiene-Museum in Dresden „Ausschluss aus dem „geschützten Raum““ weiterlesen →
Die einstige Sommerresidenz hoher katholischer Würdenträger ist mit historischen Panoramatapeten einer Manufaktur von Weltrang ausgestattet. Doch die Kirche will das südlich von Bautzen gelegene Sankt-Pius-Haus verkaufen.
SCHIRGISWALDE. Seit dem Jahr 2006 sind die Lichter aus im barocken Sankt-Pius-Haus in Schirgiswalde. 14 Kilometer südlich von Bautzen gelegen, erhebt sich inmitten von 10.800 Quadratmetern Park mit altem Baumbestand die ehemalige Sommerresidenz des katholischen Domkapitels Sankt Petri zu Bautzen mit 600 Quadratmetern Wohnfläche. Idylle, Abgeschiedenheit, Platz für „Domkapitel sucht Käufer für sächsisches Castel Gandolfo“ weiterlesen →
Im südwestsächsischen Frankenhausen machen sich Bürger seit 1985 für den Erhalt eines Kleinods stark, das zur Pilgerherberge ausgebaut werden soll. Dabei sollte es in der DDR zunächst einer Großküche weichen.
FRANKENHAUSEN. Bis die Pilgerherberge an einem der Ausläufer des sächsischen Jakobswegs bezugsfertig ist, geht noch Zeit ins Land, sagt Lutz Kretzschmar, während er vor dem Gebäude steht, in dem sie unterkommen soll. Als „Als die LPG das Kloster abreißen wollte“ weiterlesen →
Die toskanische Stadt Siena birgt in ihrem Palazzo Pubblico ein epochales Wandbild, dessen politische Botschaft bis in die Gegenwart weist. Der Historiker Patrick Boucheron hat das sogenannte Fresko der Guten Regierung nun neu gedeutet. Was hat es uns heute zu sagen?
SIENA. Der amerikanische Politologe Francis Fukuyama war es, der mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion das „Ende der Geschichte“ gekommen sah – und dafür Prügel bezog. Denn das von ihm vorausgesagte weltumspannende Friedenszeitalter aus dem Geiste von Liberalismus und Marktwirtschaft ist ausgeblieben. Ambrogio Lorenzetti sah schon vor 680 Jahren für derlei Euphorie keinen Anlass, als der Maler im Palazzo Pubblico der toskanischen Stadt Siena ein für die politische wie die Kunstgeschichtsschreibung epochales Werk schuf. Der französische Historiker Patrick Boucheron hat es nun neu gedeutet. Nicht nur Fachleuten ist es als allegorisches „ ‚Fresko‘ der Guten Regierung“ ein Begriff, obwohl es die „Schlechte“ noch eindrücklicher beschreibt.
Der am Pariser Collège de France lehrende Autor hat die auf drei Wänden einer Ratsstube angebrachte, mittelaltertypisch reich codierte und so für heutige Betrachter nicht einfach zu „lesende“ Arbeit, an der sich „Die eine Welt als Fluchtpunkt“ weiterlesen →
DRESDEN. Warum schlug dem „Bürger“ hierzulande oft Skepsis entgegen, und wie steht es heute um ihn als politischem Akteur? Ein Gespräch mit dem Dresdener Politologen Maik Herold.
Bei Demonstrationen wie denen von Pegida und deren Gegnern nehmen Teilnehmer beider Lager für sich in Anspruch, ein Bürgerrecht auszuüben: politisch tätig zu sein. Die Diskussion zwischen den Schriftstellern Uwe Tellkamp und Durs Grünbein unter großer Bürgerbeteiligung kürzlich in Dresden über Meinungsfreiheit hat die Gemüter ebenfalls erregt. Sind das Zeichen für eine Renaissance des Bürgers als politischem Subjekt?
Von einer „Wiedergeburt“ ließe sich sprechen, wäre er zuvor „tot“ gewesen. Das sehe ich nicht. Denken Sie an die Friedliche Revolution von 1989 in der DDR, die von Bürgern ausging, auch wenn unter ihnen wohl mehr Maurer und Krankenschwestern waren als Architekten und Ärzte. Der seit jeher facettenreiche Bürgerbegriff beschreibt heute weniger eine gesellschaftliche Klasse und ist „Wandeln zwischen Welt und Wut“ weiterlesen →