Sein im Facebook-Zeitalter: Fünf Monate hat es M. B. ausgehalten – so lange war er vom sozialen Netzwerk Facebook abstinent, postete keinen Kommentar, kein Foto. Fünf Monate nicht bei Facebook, das entspricht vermutlich in etwa fünf Jahren von …, ich weiß nicht was. In dieser Zeit: ein riesengroßes Opfer! Oder nicht? Ob er ein anderer Mensch sei, fragte ich, nachdem ich feststellte, er ist wieder aktiv. Oder gar überhaupt wieder Mensch – ohne darüber nachzudenken, was er sonst während der „Dresden, 25. Juni 2015“ weiterlesen
Notizbuch
Dresden, 17. März 2015
Während der eine sich zum Datenverarbeitungskaufmann ausbilden ließ, begann der andere eine Ausbildung zum Offset-Drucker, die er abbrach. Geboren wurden beide in der DDR im Jahre 1973 – der spätere Terrorist Uwe Mundlos in Jena, Peter Richter – heute Journalist, Essayist und Romanautor – in Dresden. Während Mundlos – schon 1988 kahlgeschoren und in Springerstiefeln unterwegs – sich zum Rädelsführer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ radikalisierte und an zehn, meist rassistisch motivierten Morden beteiligt gewesen sein soll, bevor er sich im November 2011 in Eisenach eine Pumpgun an den Kopf setzte, „Dresden, 17. März 2015“ weiterlesen
Dresden, 31. Dezember 2014
Statt eines Rückblicks – mein 2014: Neujahr, einmal mehr, in Dresden; Disputation und Rigorosum mit Thomas von Aquino und China – Dankbarkeit, viel Dankbarkeit gegenüber manchen, einem aber besonders; 85. Geburtstag eines großen Lehrers; Bad Füssing, zum achten und neunten; Ja-Worte; viele Menschen sterben – durch Verfolgung weltweit (auch die Christenheit blutet) und in nächster Nähe: die Mutter meines Patenkindes und ein guter Freund, beide allzu jung; „Depeche Mode“ an der Elbe; in die Tiefe Frankreichs – Metz, Troyes, Tours, Fontevrault, Poitiers, Bordeaux, Wein-Chateaux (Margeaux, Beycherelle, Lafite Rothschild, Mouton Rothschild), Lacanau, St-Michel-de-Montaigne, St Emilion, La Brede, Moissac, Brive-la-Gaillarde, Sarlat, die Höhlen von Pech-Merle -; Schweiz – Genf, Lausanne -; Österreich – Ohlsdorf, Traunsee, Wien -; Abschied in Frankfurt; Volontariatsbeginn in Chemnitz; ein Vierteljahrhundert Mauerfall – welches Glück!; Ostsee – Rostock, Warnemünde, Heiligendamm, Ahrenshoop, Rerik, Poel, Graal-Müritz -; Krankheit; Hamburg; Dom zu Ratzeburg; Lübeck; immer wieder Freude, von der schönsten – der im Alltag. Und doch: ein Jahr voller Dichotomien in Politik, Gesellschaft und Ökonomie: „En vogue war und ist der Zweihänder, nicht die feine Klinge. […] Gut trifft auf böse, richtig auf falsch. Es gibt nur eine Wahrheit, die eigene – alles andere ist erlogen, ja muss es sein“ (Markus Spillmann). Welche Art Feuer mögen die Funken entzünden?
Leipzig, 1. November 2014
So weit ist es gekommen: Ein jüdischer Israeli, einst für sein Land im diplomatischen Dienst in Deutschland tätig, bereist mit seinem 14 Jahre alten Sohn Großbritannien. Auch London steuern die beiden auf dem Höhepunkt antiisraelischer und antijüdischer Proteste in diesem Sommer an, die auch in Deutschland von Ausschreitungen „Leipzig, 1. November 2014“ weiterlesen
Dresden, 30. September 2014
Zehn Schriften, die (nochmals) zu lesen lohnt …
1. Joseph Roth: Radetzkymarsch (1932).
2. Sándor Márai: Die Glut (1942/2001).
3. Evelyn Waugh: Wiedersehen mit Brideshead. Die heiligen und profanen Erinnerungen des Hauptmanns Charles Ryder (1944/1947).
4. Edith Wharton: Dämmerschlaf (1927/2013).
5. Pedro de Alarcón: Der Dreispitz. Eine spanische Novelle (1874/1940).
6. Rainald Goetz: Loslabern: Bericht Herbst 2008 (2009).
7. Martin Mosebach: Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind (2007).
8. Leo Strauss: Verfolgung und die Kunst des Schreibens (1952/2009)
9. Martin Walser: Über Rechtfertigung, eine Versuchung (2012).
10. Sigmund Neumann: Der demokratische Dekalog: Staatsgestaltung im Gesellschaftswandel. (1962).
Bad Füssing, 2. August 2014
Seit bald 15 Jahren entspanne ich ziemlich regelmäßig in der Sauna. Nach einem Aufguss betrat heute eine junge Dame den aufgeheizten Raum. Während die meisten Schwitzgäste ihn schließlich wieder verlassen hatten, breitete sie ihr Handtuch aus und setzte sich im Schneidersitz darauf. So weit, so gewöhnlich. Dann aber folgte eine Premiere, jedenfalls für mich: Sie zog ein Buch hervor, „Bad Füssing, 2. August 2014“ weiterlesen
Wien, 30. Juli 2014
Zu ihm kamen sie alle. Die Gästeliste seines Hauses liest sich wie das „Who is Who“ aus Kunst, Kultur und Fernsehen der letzten 60 Jahre: Hundertwasser oder Senta Berger, Brandauer oder Canetti, Heimito von Doderer oder Udo Jürgens, Arthur Miller oder Hans Moser, Peter Ustinov oder Andy Warhol oder, oder, „Wien, 30. Juli 2014“ weiterlesen
Dresden, 26. Juni 2014
Bald vierzehn Jahr ist es her, da haben wir uns kennengelernt. Es war der 2. November des Jahres 2000. Beinahe unser halbes, noch immer junges Leben lang kannten wir uns. An diesen ersten Tag erinnere ich mich deshalb so genau, weil ich meinen Grundwehrdienst nicht am katholischen Fest Allerheiligen anzutreten hatte, „Dresden, 26. Juni 2014“ weiterlesen
Dresden, 7. April 2014
Die Tiefe, schrieb Hugo von Hofmannsthal in seiner „Buch der Freude“ genannten Aphorismensammlung, die Tiefe müsse man verstecken. Um sogleich eine von vielen naheliegenden Fragen, nämlich die nach dem „Wo“, nachzuschieben – und die verblüffende Antwort darauf: an der „Oberfläche“. Nicht nur zwar, doch auch dort also sollten wir nach ihr suchen.
Dresden, 17. März 2014
„Was ist, wenn Europa fällt? Was ginge dann – in spenglerscher Diktion – (noch) unter?“ So fragte Karl zu Schwarzenberg, Tschechiens früherer Außenminister, nicht. Er diagnostizierte vielmehr: „Europa ist in Gefahr.“ Während die Mehrheit des Publikums – um die 350 Gäste waren der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung in die Dreikönigskirche gefolgt – dabei an die derzeitige Krise zwischen Ukraine und Russland gedacht haben mag, führte sie Schwarzenberg, der 1937 in Prag geborene Nachfahre des Oberbefehlshabers der antinapoleonischen Truppen in der Völkerschlacht, auf eine andere Fährte. Zu sich und gegen sich als Europäer, ließe sie sich beschreiben. Wenn Europa scheitere, lautete sein Credo, dann nicht an einem antiliberalen Russland, das den Europäern derzeit für ihre eigene Unentschlossenheit, ihre über Jahrzehnte gefährlich einseitige Orientierung an Konsum und „Dresden, 17. März 2014“ weiterlesen
Dresden, 12. Februar 2014
„Ein Hoch auf das Mittelmaß!“, hat mir heute ein Freund in einer E‑Mail zugerufen. Postwendend regt sich Widerspruch in mir, noch bevor ich gelesen habe, was er als Begründung anführt. „Das kann er doch nicht …“, denke ich, und „das meint er nicht so“. Aber ja doch, schiebt er nach. Und verweist – auf das Schicksal Nietzsches. Schon „Dresden, 12. Februar 2014“ weiterlesen
Dresden, 6. Februar 2014
Ursula von der Leyen, die Bundesverteidigungsministerin, wies gestern in einem Fernsehinterview darauf hin, im nordwestafrikanischen Mali sei in etwa die Hälfte der Bevölkerung höchstens 15 Jahre alt. Ich stockte kurz: „Kann das stimmen? 50 Prozent bis 15?“, ging es mir durch den Kopf. „Eine Gesellschaft von Kindern, von Teenagern wäre das.“ Wehe, wenn sie losgelassen! Unfassbar, diese „Dresden, 6. Februar 2014“ weiterlesen
Dresden, 5. Februar 2014
Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, als am 4. Februar 2004 der Amerikaner Mark Zuckerberg Facebook gründete. Vorerst im englischsprachigen Raum aktiv, fand es bald auch mit einer deutschsprachigen Version regen Zuspruch. Deutlich mehr als eine Milliarde Nutzer sind mittlerweile rund um den Globus in dem sozialen Internet-Netzwerk registriert. Auf den deutschen Pendants meinVZ und „Dresden, 5. Februar 2014“ weiterlesen
Dresden, 14. Januar 2014
Dresden, 29. Dezember 2013
Langenhessen, 26. Dezember 2013
Am zweiten Weihnachtstag feiert die Kirche das Fest des Hl. Stephanus, des Erzmärtyrers, der der Apostelgeschichte zufolge noch im Sterben für seine Verfolger gebetet haben soll. In seiner Predigt stellte der Priester in der Werdauer Kirche St. Bonifatius dazu eine „Langenhessen, 26. Dezember 2013“ weiterlesen
Paris, 13.–15. Dezember 2013
Frankreichs Niedergang scheint unabwendbar für den, der der Berichterstattung deutscher Medien Glauben schenkt. Ökonomisch sei das Land am Ende, Reformen wie die von Ökonomen und Unternehmern geforderte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes blieben aus, während die Arbeitslosenzahlen in den letzten Monaten „Paris, 13.–15. Dezember 2013“ weiterlesen
Dresden, 9. Dezember 2013
„Ossis neuen Typs“ hat sie eine Sprecherin der Bundesstiftung Aufarbeitung kürzlich genannt. Gemeint hat die Dame die sogenannte 3te Generation Ost, eine Gruppierung von Ostdeutschen, die von Mitte der siebziger bis Mitte der achtziger Jahre geboren wurde – junge Leute also, die die DDR nurmehr im Kindheits- oder frühen „Dresden, 9. Dezember 2013“ weiterlesen
Magdeburg, 6. Dezember 2013
Eigentlich auf dem Weg nach Hamburg, zwingt mich der – wie es in den Nachrichten hieß: „orkanartige“ – Sturm zu einem Zwischenhalt im einstigen Zentrum der Ottonen an der Elbe. Nach unruhiger Nacht mache ich mich auf den Weg ins Stadtinnere, das von zwei Bauten besonders dominiert wird: natürlich vom ersten gotischen Dom auf deutschem Boden, der Grablege des ersten deutschen Kaisers, ebenso „Magdeburg, 6. Dezember 2013“ weiterlesen
Dresden, 19. November 2013
Bemerkenswerte Worte: Sahra Wagenknecht, schreibt Mechtild Küpper, „lebt inzwischen in einer Sphäre, in der Menschen fürs Berühmtsein berühmt sind“ (F.A.Z. vom 19.11.13, Nr. 269, S. 4). Die Frage bliebe, wodurch sie „Dresden, 19. November 2013“ weiterlesen