Statt eines Rückblicks – mein 2014: Neujahr, einmal mehr, in Dresden; Disputation und Rigorosum mit Thomas von Aquino und China – Dankbarkeit, viel Dankbarkeit gegenüber manchen, einem aber besonders; 85. Geburtstag eines großen Lehrers; Bad Füssing, zum achten und neunten; Ja-Worte; viele Menschen sterben – durch Verfolgung weltweit (auch die Christenheit blutet) und in nächster Nähe: die Mutter meines Patenkindes und ein guter Freund, beide allzu jung; „Depeche Mode“ an der Elbe; in die Tiefe Frankreichs – Metz, Troyes, Tours, Fontevrault, Poitiers, Bordeaux, Wein-Chateaux (Margeaux, Beycherelle, Lafite Rothschild, Mouton Rothschild), Lacanau, St-Michel-de-Montaigne, St Emilion, La Brede, Moissac, Brive-la-Gaillarde, Sarlat, die Höhlen von Pech-Merle -; Schweiz – Genf, Lausanne -; Österreich – Ohlsdorf, Traunsee, Wien -; Abschied in Frankfurt; Volontariatsbeginn in Chemnitz; ein Vierteljahrhundert Mauerfall – welches Glück!; Ostsee – Rostock, Warnemünde, Heiligendamm, Ahrenshoop, Rerik, Poel, Graal-Müritz -; Krankheit; Hamburg; Dom zu Ratzeburg; Lübeck; immer wieder Freude, von der schönsten – der im Alltag. Und doch: ein Jahr voller Dichotomien in Politik, Gesellschaft und Ökonomie: „En vogue war und ist der Zweihänder, nicht die feine Klinge. […] Gut trifft auf böse, richtig auf falsch. Es gibt nur eine Wahrheit, die eigene – alles andere ist erlogen, ja muss es sein“ (Markus Spillmann). Welche Art Feuer mögen die Funken entzünden?
Monat: Dezember 2014
Ideenhistorische Studie vorgelegt: Sigmund Neumann als Demokratielehrer
Obwohl heute selbst in Fachkreisen vergessen, zählt der 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft emigrierte Historiker und Politikwissenschaftler Sigmund Neumann (1904 bis 1962) zu den Pionieren der vergleichenden Diktatur- und Parteienforschung. Der SPD nahestehend, rechnete sich Neumann wie seine berühmten Lehrer Alfred Weber und Karl Mannheim zu den Demokraten in Weimar, schätzte wissenschaftlich aber auch seinen unter den Nationalsozialisten Karriere machenden Lehrer Hans Freyer, der ihn methodisch maßgeblich beeinflusste. Angesichts des „internationalen Bürgerkriegs“ – ein Begriff, den Neumann ohne Ängste verwendete – verstand er sich von Anfang an als Demokratielehrer.
Die Studie rekonstruiert nun beides: einerseits Neumanns Leben in Deutschland bis zur Emigration nach Großbritannien und in die USA sowie seine Reisen zurück in die Heimat nach 1945 im Auftrag der Amerikaner. Zum anderen gibt sie Aufschluss über seine Arbeit als Wegbereiter der komparatistischen Politikwissenschaft und ordnet diese ein in den Stand der Wissenschaft seiner Zeit, ohne den Blick auf Neumanns Aktualität außer Acht zu lassen.
Michael Kunze
Sigmund Neumann: Demokratielehrer im Zeitalter des internationalen Bürgerkriegs
be.bra wissenschaft verlag, Berlin; Biographische Studien zum 20. Jahrhundert, Band 4; 300 Seiten, gebunden
ISBN 978–3‑95410–052‑1; erscheint Februar 2015; Preis: 42 Euro