Mancher Bruch ist der Stadt am größten See auf schweizerischem Territorium widerfahren. Lebenswert blieb sie dennoch.
NEUENBURG. Neuchâtel auf einen Nachmittag, wie wir es uns vorgenommen haben – das ist ein ambitioniertes Unterfangen; wir versuchen es dennoch und entsteigen dem Wagen am Ufer des gleichnamigen Sees in unmittelbarer Nachbarschaft des Hotels „Beau-Rivage“. „La Passerelle de l’Utopie“ ist jener Steg getauft, der hier auf die weite, „Eidgenössisches Kanton war preußisches Fürstentum“ weiterlesen →
Keltischen Ursprungs, war Besançon lange Zeit römisch, später reichsunmittelbar und liegt für viele deutsche Reisende doch nur am Weg gen Süden. Dabei hat die Stadt Aufmerksamkeit verdient.
Als der Kulturhistoriker Wilhelm Hausenstein 1927 schrieb, sie lebe nach drei Seiten – der römischen, der deutschen und der französischen –, war ihr alter Name Bisanz noch ein Begriff. Heute wird man das nicht mehr behaupten können. Geblieben ist das „summende, dunkle Besançon, das nach französischem Rotwein zu schmecken schien“, Hauptstadt der Franche-Comté im Osten des Landes. Hausenstein nahm den Bericht über seinen Besuch auf in den Band „Reise in Südfrankreich“.
Weithin aus in der Region verbreitetem grau-blauen Kalkstein gemauert, liegt die belebte Altstadt organisch gewachsen vor dem Betrachter. Sie wirkt, wären die Temperaturen niedriger, eher atlantisch-kühl, ruht in schlichter Eleganz – hineingefügt als Generationen-Werk in eine beinahe zugebundene Schleife des kristallklaren Flüsschens Doubs. Wo jene Windung nach Südosten hin offengeblieben ist, steigt ein von der gewaltigen Zitadelle bekrönter Felskegel auf. Hier harrte im Jahre 1870 der Schriftsteller Theodor Fontane (1819–1898) für einige Wochen seines Schicksals. Als Kriegsberichterstatter war er im Deutsch-Französischen Krieg an die Front entsandt und gefangengenommen worden – ob seiner Sprachkenntnisse „Am Schnittpunkt von Raum und Zeit“ weiterlesen →
BAUTZEN/BERLIN. Am Sonntag, 5. September 2021, 17 Uhr, liest der Schriftsteller Marco Kunz in Bautzen aus seinem neuen historischen Roman „Konstantin. Der Kaiser und sein Gott“. 1974 geboren und in Berlin lebend, veröffentlichte der Romancier und Lyriker bereits in namhaften Verlagen und kommt auf Einladung „Autorenlesung mit dem Berliner Schriftsteller Marco Kunz in Bautzen“ weiterlesen →
Der Journalist Johann Michael Möller erkundet eine „politische Himmelsrichtung“ und begibt sich dabei auf die Spuren einer Sehnsucht nach kultureller Selbstbehauptung und der Wiedergewinnung der eigenen Vergangenheit – 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution in den nicht mehr neuen Bundesländern wie auch jenseits von Oder und Neiße.
DRESDEN. Die Hoffnungen, mit denen der Osten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Westen blickte, waren groß – und umgekehrt. Das ist passé. Der Westen hat den Osten abgeschrieben, scheint es. Für den Osten hat der Westen seinen Modellcharakter verloren. Er ist auf der Suche nach einem eigenen Weg auf der Basis eigener Erfahrungen, für die sich im Westen wenige interessieren. Stattdessen dominiert dort die Wahrnehmung als Problemgebilde.
Johann Michael Möllers Essay schildert nach dem ökonomischen und weltanschaulichen Zusammenbruch die Sehnsucht des Ostens nach kultureller Selbstbehauptung und dem Wunsch nach Wiedergewinnung der eigenen Vergangenheit. Die wird dominiert von der Sehnsucht nach Kontrolle über das eigene Leben. Längst überblenden kulturelle Problemwahrnehmungen ökonomische, die aber nicht verschwinden. „Der Osten ist kein defizitäres Beitrittsgebiet“ weiterlesen →
FRANKFURT/DRESDEN. Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls blickt der Frankfurter Schriftsteller Martin Mosebach zurück und voraus: wo und wie er den Mauerfall 1989 erlebte und die Jahre seit der deutschen Wiedervereinigung. Außerdem gibt der 68 Jahre alte Büchner- und Kleistpreisträger Auskunft darüber, was für ihn Europa mit der Europäischen Union zu tun hat und welche Rolle „„Mein Bild von Europa hat mit der aktuellen Organisationsform wenig zu tun““ weiterlesen →
CHEMNITZ. Da Amerika seine Schwerpunkte verlagert, muss Deutschland seine Rolle in der internationalen Politik neu bestimmen. Ist das Land dazu angesichts von Migration und Chinas Drängen nach Weltgeltung gewappnet? Ein Gespräch mit der Politologin Beate Neuss.
Donald Trump interessiert sich nicht für Europa. Was diejenigen gut finden, die den amerikanischen Einfluss kritisieren, treibt anderen Sorgenfaltenauf die Stirn angesichts dessen, dass Deutschland und die EU mehr Verantwortung erwartet. Wie sehen Sie es?
Seit der Wiedervereinigung und dem Zerfall der Sowjetunion sagen US-Politiker: Unsere Aufgabe in Europa ist erledigt: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Marktwirtschaft haben sich durchgesetzt. Eine EU mit 510 Millionen Einwohnern und einem den USA vergleichbaren Bruttoinlandsprodukt, dazu 1,2 Millionen Soldaten, verteilt auf 28 Staaten, muss imstande sein, sich selbst zu verteidigen und die Nachbarschaft zu stabilisieren. Anfang der „„Ohne die USA kann Europa nicht verteidigt werden““ weiterlesen →
DRESDEN. Warum schlug dem „Bürger“ hierzulande oft Skepsis entgegen, und wie steht es heute um ihn als politischem Akteur? Ein Gespräch mit dem Dresdener Politologen Maik Herold.
Bei Demonstrationen wie denen von Pegida und deren Gegnern nehmen Teilnehmer beider Lager für sich in Anspruch, ein Bürgerrecht auszuüben: politisch tätig zu sein. Die Diskussion zwischen den Schriftstellern Uwe Tellkamp und Durs Grünbein unter großer Bürgerbeteiligung kürzlich in Dresden über Meinungsfreiheit hat die Gemüter ebenfalls erregt. Sind das Zeichen für eine Renaissance des Bürgers als politischem Subjekt?
Von einer „Wiedergeburt“ ließe sich sprechen, wäre er zuvor „tot“ gewesen. Das sehe ich nicht. Denken Sie an die Friedliche Revolution von 1989 in der DDR, die von Bürgern ausging, auch wenn unter ihnen wohl mehr Maurer und Krankenschwestern waren als Architekten und Ärzte. Der seit jeher facettenreiche Bürgerbegriff beschreibt heute weniger eine gesellschaftliche Klasse und ist „Wandeln zwischen Welt und Wut“ weiterlesen →
Der Politologe Claus Leggewie hat ein Buch wider die „autoritäre Welle“ und für ein Europa der Vielfalt geschrieben – denkwürdig und streitbar.
BRÜSSEL. Migrationskrise, Reformstau, abgehängte Regionen – alle reden über Europa. Viele meinen dabei „Brüssel“, die EU-Institutionen, assoziieren Handlungsunfähigkeit, Überregulierung, schlechte Infrastruktur, während Trump „America first!“ skandiert oder Le Pen „France d’abord!“. Und dies bei Wahlen erfolgreich.
Das Vertrauen in ein geeintes Europa scheint in dem Maße zu schwinden, wie die Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkriegs abtritt. Oder wird der Kontinent eingeholt von seinem ökonomischen Erfolg, seit diejenigen, die auf der Südhalbkugel vorrangig die Kosten dafür zahlen, ihr Stück vom Kuchen abhaben wollen und zu uns kommen? In Südeuropa ist die Jugendarbeitslosigkeit ohnehin hoch, dazu wachsende Altersarmut, Städte, in denen Kriminalität grassiert und Angst vor islamistischem Terror, Parallelgesellschaften und Schulen, die abgeschrieben sind. Die Welle der Angst schwappt hoch – und die Höckes und Gaulands reiten sie, schreibt Claus Leggewie in „Europa – trotz alledem?“ weiterlesen →
44 Jahre lang hat Ute Loos an der Chemnitzer Musikschule Gitarre unterrichtet. In den 1950ern verband sie mit Claude Michel aus Südfrankreich eine Brieffreundschaft. Doch begegnet sind die beiden sich nie – bis ein Zeitungsartikel alles veränderte.
Inhaltlich heiß, in der Form eher wohltemperiert haben am Dienstagabend der AfD-Vize und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, in Dresden miteinander über die „Angst ums Abendland“ gestritten.
DRESDEN. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, ist zu einem Streitgespräch mit AfD-Bundesvize Alexander Gauland zusammengetroffen, nachdem das ZdK zum Katholikentag in Leipzig Vertretern der Partei noch den Zutritt zu Podien verwehrt hatte. Zu der Veranstaltung am Dienstag „Alexander Gauland: Der Dom muss Dom bleiben“ weiterlesen →
„Was ist, wenn Europa fällt? Was ginge dann – in spenglerscher Diktion – (noch) unter?“ So fragte Karl zu Schwarzenberg, Tschechiens früherer Außenminister, nicht. Er diagnostizierte vielmehr: „Europa ist in Gefahr.“ Während die Mehrheit des Publikums – um die 350 Gäste waren der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung in die Dreikönigskirche gefolgt – dabei an die derzeitige Krise zwischen Ukraine und Russland gedacht haben mag, führte sie Schwarzenberg, der 1937 in Prag geborene Nachfahre des Oberbefehlshabers der antinapoleonischen Truppen in der Völkerschlacht, auf eine andere Fährte. Zu sich und gegen sich als Europäer, ließe sie sich beschreiben. Wenn Europa scheitere, lautete sein Credo, dann nicht an einem antiliberalen Russland, das den Europäern derzeit für ihre eigene Unentschlossenheit, ihre über Jahrzehnte gefährlich einseitige Orientierung an Konsum und „Dresden, 17. März 2014“ weiterlesen →