Wenig bekannt ist das Dresdener Kraszewski-Museum. Dabei erinnert es an einen der produktivsten Schriftsteller aller Zeiten, viele andere – und taugt auch als Begegnungsort.
DRESDEN. Als grünes Refugium, noch im Herbst, liegt es in der Großstadt: das einstige Anwesen des polnischen Schriftstellers Józef Ignacy Kraszewski (1812–1887). Von 1873 bis 1879 lebte der produktivste Autor des Nachbarlandes – er hinterließ allein mehr als 220 Romane – in dem spätklassizistischen Landhaus „Ein Haus der polnischen Kultur“ weiterlesen →
Ein Gewirr von Giebeln, Türmen, Zinnen: Wer Bautzens Schönheit und Vielfalt zu erspüren sucht, sollte sich Zeit nehmen für die über der Spree sich erhebende, weithin barocke Altstadt auf mittelalterlichem Grundriss.
BAUTZEN. Nur wenige ahnen, dass sich in Bautzen weit mehr auftun lässt als die wichtige Gedenkstätte der einst berüchtigten DDR-Haftanstalt. Während Görlitz längst scharenweise Gäste anlockt, gilt die Stadt an der Spree als „Mehr als der Ort einer einst berüchtigten Haftanstalt“ weiterlesen →
DRESDEN. Im Herbst des Jahres 1990, noch vor der Deutschen Wiedervereinigung, war es so weit: Claus Kunze konnte im Dresdener Stadtteil Loschwitz sein Antiquariat eröffnen. Endlich! Endlich deshalb, hatte er doch jahrelang immer wieder vergeblich beim Rat der Stadt, Abteilung Handel und Versorgung, einen Gewerbeschein beantragt. „Man wollte in der DDR keine private Konkurrenz für die in der Mehrzahl staatlich organisierten Betriebe; das war im Volksbuchhandel so wie anderswo“, sagt Kunze in der Rückschau. Am 6. November ist das Urgestein der Branche an der Oberelbe 75 Jahre alt geworden.
In den vier übersichtlich eingerichteten Räumen an der Pillnitzer Landstraße 18 führt der gebürtige Löbauer sein auf Belletristik, Kunst‑, Literatur‑, allgemeine Geschichte sowie Saxonica und Graphik spezialisiertes Geschäft seit dem Jahr 1996. Wer es betritt, trifft auf einen gastfreundlichen, wissbegierigen und über Geschichte und Kultur der Stadt selten kundigen Inhaber, mit dem sich – auch dank seiner umfassenden Handbibliothek – eintauchen lässt in die Welt der Bücher, ihre Herstellung und die Autoren. Zielsicher zieht er schließlich und ohne Computerhilfe aus seinem, sich nach wie vor entwickelndem Sortiment Passendes. „„Ich mache weiter, solange ich kann.“ Zum 75. Geburtstag des Dresdener Antiquars Claus Kunze“ weiterlesen →
Der seit 1996 in Chemnitz-Euba heimische Ostasienwissenschaftler Joachim Glaubitz ist tot. 92-jährig starb er, der führende Vertreter aus Politik und Wirtschaft beriet und das Goethe-Institut in Tokio geleitet hat, am 9. November 2021 nach kurzer Krankheit in Chemnitz – Rückschau auf ein langes Leben anhand eines Interviews aus dem Jahr 2014.
CHEMNITZ. Der erste Kontakt mit Chemnitz kam vor rund 40 Jahren zustande, 1981. Damals nahm Joachim Glaubitz in Karl-Marx-Stadt an einer wissenschaftlichen Tagung teil, die sich dem spannungsreichen chinesisch-sowjetischen Verhältnis widmete. Das Treffen, das von der Ost-Berliner Humboldt-Universität organisiert worden war, fand im Beisein angesehener Politik- und Sozialwissenschaftler aus dem In- und dem Ausland im „Chemnitzer „Kenntnisreich, von freudigem Ernst: Der Japanologe Joachim Glaubitz ist gestorben“ weiterlesen →
Der 96 Jahre alte Kunsthistoriker Hans Joachim Neidhardt, der Capar David Friedrich und die Romantiker in der DDR aus der Schmuddelecke holte, hat seine Memoiren vorgelegt. Sie entfalten einen weiten Blick auf das wechselvolle 20. Jahrhundert.
Ein im Leipziger Stadtarchiv überlieferter Lebenslauf aus dem Jahr 1945 gibt Aufschluss über das damalige Wirken des heute weithin vergessenen Holzschnittmeisters Leopold Wächtler, der vor 125 Jahren in Penig geboren wurde. Währenddessen wird eine Ausstellung seiner Kunst wahrscheinlicher.
„Hoffnung“, hatte Václav Havel einst gesagt, „ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“[1] Diese Hoffnung hat viele Menschen, die in der DDR mit der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit unzufrieden waren, angetrieben – auch im Südwesten des heutigen Freistaats Sachsen, im damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt, Kreis Werdau.
Auch Sachsen musste nach dem Zweiten Weltkrieg Gebiet abtreten. Das ist heute kaum mehr bekannt – ebenso wenig, dass davon die Kirchenstrukturen betroffen waren. Eine neue Studie ruft die Umstände in Erinnerung.
ZITTAU/DRESDEN. Tief hat sich der 22. Juni 1945 ins Gedächtnis der Bewohner des östlich der Lausitzer Neiße gelegenen „Zittauer Zipfels“ einst eingegraben. Ein polnischer Räumungsbefehl ließ ihnen seinerzeit keine andere Wahl, als Haus und Hof gen Westen zu verlassen. Nur wenige durften (zunächst) bleiben. Denn was kaum noch bekannt ist: Nicht nur Schlesier, Pommern, Ostbrandenburger und ‑preußen mussten ihre Heimat nach dem Weltkrieg aufgeben. Auch Sachsen trat im Zuge der von Stalin forcierten „Westverschiebung“ Polens Territorium ab. „Katholische Grenzfragen“ weiterlesen →
Ende Februar wählt die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens einen neuen Bischof. Andreas Beuchel, Superintendent in Meißen, hat seinen Hut in den Ring geworfen und frühe Wurzeln in Freiberg – eine Rückschau, 30 Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung.
FRANKFURT/DRESDEN. Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls blickt der Frankfurter Schriftsteller Martin Mosebach zurück und voraus: wo und wie er den Mauerfall 1989 erlebte und die Jahre seit der deutschen Wiedervereinigung. Außerdem gibt der 68 Jahre alte Büchner- und Kleistpreisträger Auskunft darüber, was für ihn Europa mit der Europäischen Union zu tun hat und welche Rolle „„Mein Bild von Europa hat mit der aktuellen Organisationsform wenig zu tun““ weiterlesen →
Justus Geilhufe ist 2,02 Meter groß, 28 Jahre jung und durchläuft seit Herbst in Oederan seine Ausbildung zum Pfarrer. Nur rund ein Viertel der Sachsen sind Christen. Was treibt ihn an?
OEDERAN/FREIBERG/GERINGSWALDE. Die Schuhe sind blank geputzt, dazu Hemd und Jackett, den Schal darüber lässig um den Hals geschlungen – so grüßt er herzlich mit Handschlag vor dem Tor der Oederaner „Der Leuchtturm“ weiterlesen →
WECHSELBURG/MARBELLA. 2710 Kilometer und 26 Stunden Autofahrt sind es von Wechselburg, wo Rudolf Graf von Schönburg im September 1932 auf dem Schloss seiner Familie geboren wurde, nach Marbella, der nahe Gibraltar gelegenen spanischen Stadt am Mittelmeer. Dort lebt er seit 1956. Elf Jahre zuvor floh der damals Zwölfjährige mit Geschwistern und Mutter vor der Roten Armee aus der Heimat. Im Telefongespräch berichtet er von seinen Erlebnissen vor 74 Jahren.
Der Osten ist in aller Empörten Munde und Sachsen besonders, seit nach der Tötung eines Familienvaters, mutmaßlich durch Asylbewerber, am Rande des Chemnitzer Stadtfestes nicht nur demonstriert, sondern auch Gewalt auf die Straße getragen wurde – Ideenkreise zu einer seit Jahren andauernden Debatte.
In der DDR gab es Zwangsadoptionen, die jahrzehntelanges Leid über Betroffene brachten. Vielfach hält es weiter an – die Politik will die Fälle besser aufarbeiten lassen.
LEIPZIG/BERLIN. Was der Leipziger Andreas Laake erlebt hat, kann sich kein Drehbuchautor ausdenken. In der Nacht auf den 11. April 1984 will der in der DDR unangepasste 23-Jährige mit seiner schwangeren Frau in einem Schlauchboot „Die vergessenen Opfer“ weiterlesen →
Im südwestsächsischen Frankenhausen machen sich Bürger seit 1985 für den Erhalt eines Kleinods stark, das zur Pilgerherberge ausgebaut werden soll. Dabei sollte es in der DDR zunächst einer Großküche weichen.
FRANKENHAUSEN. Bis die Pilgerherberge an einem der Ausläufer des sächsischen Jakobswegs bezugsfertig ist, geht noch Zeit ins Land, sagt Lutz Kretzschmar, während er vor dem Gebäude steht, in dem sie unterkommen soll. Als „Als die LPG das Kloster abreißen wollte“ weiterlesen →
DRESDEN. Warum schlug dem „Bürger“ hierzulande oft Skepsis entgegen, und wie steht es heute um ihn als politischem Akteur? Ein Gespräch mit dem Dresdener Politologen Maik Herold.
Bei Demonstrationen wie denen von Pegida und deren Gegnern nehmen Teilnehmer beider Lager für sich in Anspruch, ein Bürgerrecht auszuüben: politisch tätig zu sein. Die Diskussion zwischen den Schriftstellern Uwe Tellkamp und Durs Grünbein unter großer Bürgerbeteiligung kürzlich in Dresden über Meinungsfreiheit hat die Gemüter ebenfalls erregt. Sind das Zeichen für eine Renaissance des Bürgers als politischem Subjekt?
Von einer „Wiedergeburt“ ließe sich sprechen, wäre er zuvor „tot“ gewesen. Das sehe ich nicht. Denken Sie an die Friedliche Revolution von 1989 in der DDR, die von Bürgern ausging, auch wenn unter ihnen wohl mehr Maurer und Krankenschwestern waren als Architekten und Ärzte. Der seit jeher facettenreiche Bürgerbegriff beschreibt heute weniger eine gesellschaftliche Klasse und ist „Wandeln zwischen Welt und Wut“ weiterlesen →
Andreas Püttmann zeigt in einer kleinen, doch aufschlussreichen Studie: Katholiken fristen hierzulande keine Nischenexistenz – und das ist, zumal nicht mehr selbstverständlich, gut so.
DRESDEN. Mehrheiten sind dumm, hat der Publizist Hans Conrad Zander geschrieben – und die Erklärung mitgeliefert: Denn eine Denken und Wahrnehmung betreffende Vormacht kennzeichne, “dass sie sich selber nicht infrage stellt“. Im Mittelalter habe man das etwa am Auftreten der katholischen Kirche erkennen können, die Teile der Wirklichkeit ausblendete, die nicht ins von ihr dominierte Schema passten, so Zander. Doch wie steht es heute? Hier, nicht nur in Sachsen. “Seitenverkehrt“ im Umgang der konfessionslosen Mehrheit und einer größeren Minderheit von Protestanten mit der katholischen Kirche, der im Freistaat keine vier Prozent der vier Millionen Bürger angehören, deutschlandweit mit 24 Millionen aber gut ein Viertel.
Unter dem Titel „Wie katholisch ist Deutschland … und was hat es davon?“ legt der Publizist und promovierte Politikwissenschaftler Andreas Püttmann eine “kleine katholische ‘Leistungsschau‘“ vor. Angesichts dieses Anspruchs mag sich mancher die Augen reiben – nach dem Motto: Wer braucht und wen interessiert sowas? Hier.
Das anspruchsvoll, aber flott geschriebene Werk liefert eine Übersicht über den katholischen Beitrag zu unserer Republik, die der „Minderheit mit Wirkung“ weiterlesen →
44 Jahre lang hat Ute Loos an der Chemnitzer Musikschule Gitarre unterrichtet. In den 1950ern verband sie mit Claude Michel aus Südfrankreich eine Brieffreundschaft. Doch begegnet sind die beiden sich nie – bis ein Zeitungsartikel alles veränderte.
„Sie kennen mich!“, warb Angela Merkel vor vier Jahren um ihre Wiederwahl. Aber stimmt das? 22 Publizisten und Wissenschaftler gehen Politik und Person der Kanzlerin auf den Grund – multiperspektivisch und polemisch.
BERLIN/MÜNCHEN. Angela Merkel – das ist die Frau ohne Kompass, die in der DDR Angepasste, nun autoritäre Parteivorsitzende, machtpolitisch zwar versierte, aber auch ideologisch-planwirtschaftlich „Die Unbekannte“ weiterlesen →
Gelebte Ökumene: Die Diakonissen in der Dresdener Neustadt zählen auch Priester zu ihren Kunden.
DRESDEN. Seit dem Jahr 1866 backen die evangelischen Diakonissenschwestern in der Dresdener Neustadt Hostien. Die Bäckerei befindet sich inmitten eines weitläufigen Krankenhausgeländes mit Betreutem Wohnen und Kirche, nur „Zu Besuch in der Hostienbäckerei“ weiterlesen →