Der kleine steirische Teil des Salzkammerguts liegt ab vom Schuss. Doch der Ruf als einstige Künstler-Sommerfrische trägt noch immer.
Der Schriftsteller Raoul Auernheimer ist vergessen. Er indes war es, der das Bild von der weiten, dunklen Wasserfläche prägte, einem übergroßen Tintenfass gleich, in das die sommerfrischelnden Vertreter seiner Zunft von ihren Domizilen am Ufer aus ihre Federkiele tauchten. Später stellten sie, von Wien oder Salzburg oder aus dem Ausland zu Erholung „Sehnsucht nach Altaussee“ weiterlesen →
Der Großteil der Drucke bleibt als Dauerleihgabe im Kloster, während Handschriften und Urkunden nach Leipzig und Dresden gehen.
DRESDEN/OSTRITZ. Die Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal im südostsächsischen Ostritz hat ihre Bibliothek an den Freistaat Sachsen verkauft: insgesamt rund 2700 Titel. Nach mehr als zwei Jahren Verhandlung sind dafür 5,5 Millionen Euro geflossen. „Abtei St. Marienthal verkauft Bibliothek an Freistaat Sachsen“ weiterlesen →
Mancher Bruch ist der Stadt am größten See auf schweizerischem Territorium widerfahren. Lebenswert blieb sie dennoch.
NEUENBURG. Neuchâtel auf einen Nachmittag, wie wir es uns vorgenommen haben – das ist ein ambitioniertes Unterfangen; wir versuchen es dennoch und entsteigen dem Wagen am Ufer des gleichnamigen Sees in unmittelbarer Nachbarschaft des Hotels „Beau-Rivage“. „La Passerelle de l’Utopie“ ist jener Steg getauft, der hier auf die weite, „Eidgenössisches Kanton war preußisches Fürstentum“ weiterlesen →
Wenig bekannt ist das Dresdener Kraszewski-Museum. Dabei erinnert es an einen der produktivsten Schriftsteller aller Zeiten, viele andere – und taugt auch als Begegnungsort.
DRESDEN. Als grünes Refugium, noch im Herbst, liegt es in der Großstadt: das einstige Anwesen des polnischen Schriftstellers Józef Ignacy Kraszewski (1812–1887). Von 1873 bis 1879 lebte der produktivste Autor des Nachbarlandes – er hinterließ allein mehr als 220 Romane – in dem spätklassizistischen Landhaus „Ein Haus der polnischen Kultur“ weiterlesen →
Vor 150 Jahren wurde der österreichische Journalist und Kritiker Alfred Polgar geboren
WIEN/BERIN. Die Suche nach einem Hauptwerk wird als vergebliche enden. Alfred Polgar hat keines hinterlassen. Der spätere „Meister der kleinen Form“ erblickte vor 150 Jahren in der Wiener Leopoldstadt das Licht der Welt, am 17. Oktober 1873. Der Last, die solche Zuschreibung trotz Vielseitigkeit mit sich brachte, wurde er sich bewusst: „Ich bin“, schrieb er 1951 an Alfred Neumann, „seit Jahr und Tag als Feuilletonist stigmatisiert.“
Zurecht oder nicht: Darin liegt der Hauptgrund, warum sein Name, anders als noch vor dreißig, vierzig Jahren, bei vielen Zeitgenossen kaum mehr Assoziationen hervorruft. Wenige sind noch am Leben, die seine Texte in den Zeitungen gelesen haben. Also: „Warum und zu welchem Ende studieren wir „Der Alltagsrezensent“ weiterlesen →
Seit dem Kunststudium sind Jakob Gleisberg und Kristof Grunert befreundet. Lange schon ziehen sie sommers zeichnend übers Land – diesmal von Geithain über Wechselburg, Cossen, Rochsburg nach Burgstädt.
WECHSELBURG/BURGSTÄDT. Blei- und Kohlestift, Tusche, ein paar Habseligkeiten – mehr packen der aus Görlitz stammende Leipziger Jakob Gleisberg und der Dresdener Kristof Grunert nicht ein, wenn sie sich jährlich sommers durch Sachsen auf Wanderschaft begeben, um gemeinsam zu zeichnen: diesmal „Mit Stift und Pinsel nach „Manhattan-Ost““ weiterlesen →
Keltischen Ursprungs, war Besançon lange Zeit römisch, später reichsunmittelbar und liegt für viele deutsche Reisende doch nur am Weg gen Süden. Dabei hat die Stadt Aufmerksamkeit verdient.
Als der Kulturhistoriker Wilhelm Hausenstein 1927 schrieb, sie lebe nach drei Seiten – der römischen, der deutschen und der französischen –, war ihr alter Name Bisanz noch ein Begriff. Heute wird man das nicht mehr behaupten können. Geblieben ist das „summende, dunkle Besançon, das nach französischem Rotwein zu schmecken schien“, Hauptstadt der Franche-Comté im Osten des Landes. Hausenstein nahm den Bericht über seinen Besuch auf in den Band „Reise in Südfrankreich“.
Weithin aus in der Region verbreitetem grau-blauen Kalkstein gemauert, liegt die belebte Altstadt organisch gewachsen vor dem Betrachter. Sie wirkt, wären die Temperaturen niedriger, eher atlantisch-kühl, ruht in schlichter Eleganz – hineingefügt als Generationen-Werk in eine beinahe zugebundene Schleife des kristallklaren Flüsschens Doubs. Wo jene Windung nach Südosten hin offengeblieben ist, steigt ein von der gewaltigen Zitadelle bekrönter Felskegel auf. Hier harrte im Jahre 1870 der Schriftsteller Theodor Fontane (1819–1898) für einige Wochen seines Schicksals. Als Kriegsberichterstatter war er im Deutsch-Französischen Krieg an die Front entsandt und gefangengenommen worden – ob seiner Sprachkenntnisse „Am Schnittpunkt von Raum und Zeit“ weiterlesen →
Ein Gewirr von Giebeln, Türmen, Zinnen: Wer Bautzens Schönheit und Vielfalt zu erspüren sucht, sollte sich Zeit nehmen für die über der Spree sich erhebende, weithin barocke Altstadt auf mittelalterlichem Grundriss.
BAUTZEN. Nur wenige ahnen, dass sich in Bautzen weit mehr auftun lässt als die wichtige Gedenkstätte der einst berüchtigten DDR-Haftanstalt. Während Görlitz längst scharenweise Gäste anlockt, gilt die Stadt an der Spree als „Mehr als der Ort einer einst berüchtigten Haftanstalt“ weiterlesen →
Wo ist Wien zu finden; was macht es aus? Das hängt davon ab, was man sucht. Ein Spaziergang.
WIEN. Wien! „Wer die Stadt nennt“, schrieb Helmuth Burgert 1937, „hört einen Geigenton mitschwingen.“ Als wir uns am Tag nach Christi Himmelfahrt den Weg vom Frühstück im ehrwürdigen Café Prückel über die Wollzeile in die Stadt bahnen, tönen von Ferne andere Klänge. Die USC Trojan Marching Band aus Los Angeles, einst mit Michael Jackson oder Diana Ross auf der Bühne, gibt am Stephansplatz ein Konzert mit Pauken und Trompeten, Tuben, Saxofonen. Sonne satt, wie in Kalifornien, brennt auf die auch mit Tanzeinlagen aufwartende Kapelle und die Menschenscharen vor „Als Flaneur an der Donau“ weiterlesen →
Sie hatte alles, wovon viele Menschen träumen: eine gute Anstellung, eine schöne Wohnung, ein schnelles Auto. Doch Iris Buttala fand darin keine Erfüllung und wählte einen andern Weg.
MARIENTHAL. Fassungslos seien ihre Eltern gewesen. Die Mutter wähnt sie in einer Midlife-Crisis. Arbeitskollegen reagieren nicht anders. „Hätte ich eine Bank ausgeraubt“, so Schwester Maria Mechtild Buttala beim Gespräch im Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal, „wären die Äußerungen nicht schlimmer vorstellbar gewesen.“ Dabei sind es Reaktionen von Familie und Freunden auf den Entschluss, Nonne zu werden.
Geboren 1958 im hessischen Darmstadt, wächst sie mit zwei jüngeren Geschwistern im Südwesten Bayerns auf – die Mutter katholisch, der Vater lutherisch. Sie erlebt in der Familie die seinerzeit verbreiteten konfessionellen Spannungen, wird römisch-katholisch getauft. In ein Kloster einzutreten, einen Orden – in ihrer Jugend sei das kein Thema gewesen, obwohl die familiären Umstände eher halfen, ihre Glaubenspraxis zu vertiefen. „Ich habe immer gebetet und gegenüber meiner evangelischen Großmutter, die gern ein wenig provozierte, meinen Glauben verteidigt“, sagt sie in der Rückschau. Auch Buttala durchlebt Phasen, in denen beispielsweise die Sonntagsmesse für sie nicht obligatorisch ist. „Von BMW ins Kloster“ weiterlesen →
Artur Henne hat zwischen den Weltkriegen zu den bekanntesten Radierern Sachsens gezählt. Während die Ansichten aus dem Osten des Freistaats von dem in seiner Wahlheimat Liebstadt vor 60 Jahren verstorbenen Künstler nach wie vor präsent sind, gilt es, jene um Penig, Rochlitz oder Augustusburg entstandenen erst wiederzuentdecken.
ROCHLITZ/KRIEBSTEIN. Vor knapp 20 Jahren, zum 40. Todestag, ist dem Künstler Artur Henne in Liebstadt eine Ausstellung gewidmet worden: in der kleinsten Stadt Sachsens, 15 Kilometer südwestlich von Pirna. 1945 war der idyllische Ort, über dem Schloss Kuckuckstein thront, endgültig Hennes Wahlheimat geworden und blieb es bis „Vor 100 Jahren auf Schlössertour durch Mittelsachsen“ weiterlesen →
DRESDEN. Im Herbst des Jahres 1990, noch vor der Deutschen Wiedervereinigung, war es so weit: Claus Kunze konnte im Dresdener Stadtteil Loschwitz sein Antiquariat eröffnen. Endlich! Endlich deshalb, hatte er doch jahrelang immer wieder vergeblich beim Rat der Stadt, Abteilung Handel und Versorgung, einen Gewerbeschein beantragt. „Man wollte in der DDR keine private Konkurrenz für die in der Mehrzahl staatlich organisierten Betriebe; das war im Volksbuchhandel so wie anderswo“, sagt Kunze in der Rückschau. Am 6. November ist das Urgestein der Branche an der Oberelbe 75 Jahre alt geworden.
In den vier übersichtlich eingerichteten Räumen an der Pillnitzer Landstraße 18 führt der gebürtige Löbauer sein auf Belletristik, Kunst‑, Literatur‑, allgemeine Geschichte sowie Saxonica und Graphik spezialisiertes Geschäft seit dem Jahr 1996. Wer es betritt, trifft auf einen gastfreundlichen, wissbegierigen und über Geschichte und Kultur der Stadt selten kundigen Inhaber, mit dem sich – auch dank seiner umfassenden Handbibliothek – eintauchen lässt in die Welt der Bücher, ihre Herstellung und die Autoren. Zielsicher zieht er schließlich und ohne Computerhilfe aus seinem, sich nach wie vor entwickelndem Sortiment Passendes. „„Ich mache weiter, solange ich kann.“ Zum 75. Geburtstag des Dresdener Antiquars Claus Kunze“ weiterlesen →
Der frühere CSU-Politiker und Politikwissenschaftler Hans Maier hat in der Bergakademie Freiberg an einen ihrer bedeutendsten Studenten erinnert: den Dichter Novalis, dessen 250. Geburtstag ansteht. Nur drei Dutzend Zuhörer waren gekommen.
FREIBERG. Was würde Novalis, der vor rund 220 Jahren an der Bergakademie studiert hat, Europa heute ins Stammbuch schreiben? Das fragte der Politikwissenschaftler Hans Maier, der zu den bedeutendsten deutschen Intellektuellen seiner Generation zählt, am Montagabend im Schlossplatzquartier beim Novalisforum der Katholischen Akademie. Wäre dieser, so Maier, auch heute so spontan, kühn, unberechenbar, anstößig wie zu Lebzeiten? Könnte der Naturwissenschaftler und Poet, der eigentlich Friedrich von Hardenberg (1772–1801) hieß und zu „Das Abendland ist Thema – nur wenige interessiert es“ weiterlesen →
Der seit 1996 in Chemnitz-Euba heimische Ostasienwissenschaftler Joachim Glaubitz ist tot. 92-jährig starb er, der führende Vertreter aus Politik und Wirtschaft beriet und das Goethe-Institut in Tokio geleitet hat, am 9. November 2021 nach kurzer Krankheit in Chemnitz – Rückschau auf ein langes Leben anhand eines Interviews aus dem Jahr 2014.
CHEMNITZ. Der erste Kontakt mit Chemnitz kam vor rund 40 Jahren zustande, 1981. Damals nahm Joachim Glaubitz in Karl-Marx-Stadt an einer wissenschaftlichen Tagung teil, die sich dem spannungsreichen chinesisch-sowjetischen Verhältnis widmete. Das Treffen, das von der Ost-Berliner Humboldt-Universität organisiert worden war, fand im Beisein angesehener Politik- und Sozialwissenschaftler aus dem In- und dem Ausland im „Chemnitzer „Kenntnisreich, von freudigem Ernst: Der Japanologe Joachim Glaubitz ist gestorben“ weiterlesen →
BAUTZEN/BERLIN. Am Sonntag, 5. September 2021, 17 Uhr, liest der Schriftsteller Marco Kunz in Bautzen aus seinem neuen historischen Roman „Konstantin. Der Kaiser und sein Gott“. 1974 geboren und in Berlin lebend, veröffentlichte der Romancier und Lyriker bereits in namhaften Verlagen und kommt auf Einladung „Autorenlesung mit dem Berliner Schriftsteller Marco Kunz in Bautzen“ weiterlesen →
Der 96 Jahre alte Kunsthistoriker Hans Joachim Neidhardt, der Capar David Friedrich und die Romantiker in der DDR aus der Schmuddelecke holte, hat seine Memoiren vorgelegt. Sie entfalten einen weiten Blick auf das wechselvolle 20. Jahrhundert.
Justus Geilhufe tritt die Nachfolge Lüder Laskowskis an. Er wird auch für Groß- und Kleinvoigtsberg sowie Rothenfurth zuständig sein, am Freiberger Dom predigen und als Studentenseelsorger der Bergakademie arbeiten.
GROSSSCHIRMA/FREIBERG. Zu übersehen ist er nicht, der gebürtige Dresdener Justus Geilhufe, der sein zweijähriges Vikariat in Oederan beendet hat und neuer evangelisch-lutherischer Pfarrer für Großschirma, Groß- sowie Kleinvoigtsberg und Rothenfurth wird. Mehr als zwei „Ein neuer Pfarrer für Großschirma“ weiterlesen →
Ein im Leipziger Stadtarchiv überlieferter Lebenslauf aus dem Jahr 1945 gibt Aufschluss über das damalige Wirken des heute weithin vergessenen Holzschnittmeisters Leopold Wächtler, der vor 125 Jahren in Penig geboren wurde. Währenddessen wird eine Ausstellung seiner Kunst wahrscheinlicher.
Im Herbst 1896 ist in Penig mit Leopold Wächtler ein später über Sachsen hinaus angesehener Scheren- und Holzschnitt-Künstler geboren worden. Noch immer werden seine Werke antiquarisch gehandelt, doch in seiner Geburtsstadt erinnert wenig an ihn. Ob sich das ändert? Eine Spurensuche.
PENIG/LEIPZIG. Er hat sie alle porträtiert – Komponisten, Schriftsteller, Wissenschaftler, Philosophen, einen Diktator: Bach, Reger, Schubert und Wagner, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Tolstoi und Marie Curie, Marx, Stalin und unzählige mehr. Mehrfach auch Christus.
Leopold Wächtler war am Main und an der Ostsee, in Italien und den oberbayerischen Alpen. Er hielt Ansichten von seiner späteren Wahlheimat Leipzig auch nach kriegsbedingter Zerstörung fest, dazu von Dresden, Madeira, Spitzbergen, Marokko und entwarf klassische Blumenstillleben. Dutzende der teils mehrfarbig gestalteten Blätter des gebürtigen Penigers verwahrt heute das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig. Auf dessen im Internet zugänglicher Sammlungsdatenbank lassen sich zahlreiche Stücke betrachten. Das Museum Schloss Hinterglauchau hat ebenfalls ein Blatt im Bestand. Es zeigt einen von Wind und Wetter gegerbten Lappländer. „An seinem 125. Geburtstag ist der Meister vergessen“ weiterlesen →