Mit Stift und Pinsel nach „Manhattan-Ost“

Die Wech­sel­bur­ger Stifts­ba­si­li­ka „Hei­lig Kreuz“, von Osten gese­hen – Gra­phit auf Papier von Jakob Gleis­berg. Foto: Jakob Gleisberg

Seit dem Kunst­stu­di­um sind Jakob Gleis­berg und Kris­tof Gru­n­ert befreun­det. Lan­ge schon zie­hen sie som­mers zeich­nend übers Land – dies­mal von Geit­hain über Wech­sel­burg, Cos­sen, Rochs­burg nach Burgstädt.

WECHSELBURG/BURGSTÄDT. Blei- und Koh­le­stift, Tusche, ein paar Hab­se­lig­kei­ten – mehr packen der aus Gör­litz stam­men­de Leip­zi­ger Jakob Gleis­berg und der Dres­de­ner Kris­tof Gru­n­ert nicht ein, wenn sie sich jähr­lich som­mers durch Sach­sen auf Wan­der­schaft bege­ben, um gemein­sam zu zeich­nen: dies­mal ent­lang der Via Por­phy­ria und dar­über hin­aus. Wohl über 40 Kilo­me­ter – nach­ge­rech­net haben sie nicht – sind so über drei Tage zu Fuß zusam­men­ge­kom­men, dazu eine schö­ne Anzahl Skiz­zen, Stu­di­en, Aqua­rel­le, die je am Ort und unter frei­em Him­mel entstanden.

„Was vor mehr als zehn Jah­ren auf dem Maler­weg in der Säch­si­schen Schweiz begon­nen hat, ist eine gute Tra­di­ti­on gewor­den“, sagt Gleis­berg, der wie sein Beglei­ter die Kunst­hoch­schu­le in Ber­lin-Wei­ßen­see absol­viert hat. Wäh­rend der 43-Jäh­ri­ge von Leip­zig mit dem Zug nach Geit­hain anreis­te, tat es ihm Gru­n­ert von Dres­den aus gleich. Per pedes nah­men sie die ers­te Etap­pe über Stolls­dorf und den Roch­lit­zer Berg nach Wech­sel­burg. „Hier haben wir in einer Pen­si­on am Markt über­nach­tet, und ich habe die roma­ni­sche Basi­li­ka fest­zu­hal­ten ver­sucht“, ergänzt Gleis­berg. Der Vater drei­er Kin­der führt ein Design­bü­ro mit Schwer­punkt Mar­ken­ent­wick­lung, wäh­rend Gru­n­ert, eben­falls Fami­li­en­va­ter, nicht nur als Bild­hau­er und Zeich­ner mit Schwer­punkt Tier­plas­tik wirkt, son­dern auch als Dozent für Ana­to­mie an der Hoch­schu­le für Bil­den­de Küns­te in Dres­den. Er zählt zu jenen bei­den Künst­lern, die 2009 die monu­men­ta­len Bron­ze­lö­wen am Schloss von Bad Mus­kau neu­ge­schaf­fen haben – die Ori­gi­na­le waren 1949 ein­ge­schmol­zen wor­den. Wer­ke von sei­ner Hand sind in den Staat­li­chen Kunst­samm­lun­gen Dres­den vertreten.

Schaf, Lun­zen­au – Gra­phit auf Papier von Kris­tof Gru­n­ert. Foto: Kris­tof Grunert

„Ich hat­te vor­ge­schla­gen, in die Regi­on auf­zu­bre­chen – Jakob kann­te sie schon“, sagt Gru­n­ert zur Wahl der Wan­der­rou­te. Der für ihn „blin­de Fleck“ soll­te wei­chen. Da der 46-Jäh­ri­ge einst eine Stein­metz­leh­re absol­vier­te, ist ihm seit lan­gem auch der Roch­lit­zer Por­phyr ver­traut. Die Viel­sei­tig­keit der Land­schaft habe ihn beein­druckt, beson­ders die Wäl­der. Gleis­berg wie­der­um wird die Mul­de mit ihren Stau­stu­fen in Erin­ne­rung behal­ten. Die­se beru­hi­gen den Was­ser­lauf oft über wei­te Stre­cken und schaf­fen eine eige­ne, künst­le­risch inspi­rie­ren­de Atmo­sphä­re, sagt er. Und: „Das hier sehr prä­sen­te Gestein sehe ich auch in Leip­zig oft.“ Von Wech­sel­burg sind die bei­den, berich­ten sie am Tele­fon, die Zwi­ckau­er Mul­de ent­lang­ge­zo­gen: über Altz­schil­len, vor­bei am Solar­park Cos­sen, über Unter­göh­ren nach Lun­zen­au – hier ras­te­ten sie am Markt für einen Eis­be­cher. Gestärkt zogen sie nach Arns­dorf, wo für die zwei­te Über­nach­tung eine Feri­en­woh­nung gemie­tet wor­den war. An den Orten am Weg ent­stan­den künst­le­ri­sche Arbei­ten, selbst wenn dies unter erschwer­ten Bedin­gun­gen gesche­hen muss­te, da es reg­ne­te. „Wer Zeich­nen unter­rich­tet“, sagt Gru­n­ert, „muss sel­ber zeich­nen.“ Die­se sehr spon­ta­ne, ohne vie­le Hilfs­mit­tel umsetz­ba­re Arbeits­wei­se stel­le oft die Grund­la­ge für wei­te­re Arbei­ten dar, spä­ter im Ate­lier – ob nun ein Lin­ol­schnitt, eine Skulp­tur oder ande­res dar­aus fol­ge. „Von Wert ist auch, dass ich mich hier mit dem Freund über das, was wir sehen und fest­hal­ten, aus­tau­schen kann“, ergänzt er. Denn als Künst­ler arbei­te man sonst eher allein.

Am Solar­park Cos­sen: Kris­tof Gru­n­ert. Foto: Jakob Gleisberg

Der drit­te und letz­te Tag führ­te die bei­den über Ame­ri­ka nach Schloss Rochs­burg, das sie besich­tig­ten. Der Altar in der Annen­ka­pel­le beein­druck­te; anschlie­ßend gab es Rauch­wurst im Bier­gar­ten „Man­hat­tan-Ost“ am Fuße des Baus, dazu Zeich­nun­gen von der Hän­ge­brü­cke aus. Wei­ter ging es nach Burg­städt – „ein schö­nes und erstaun­lich gro­ßes Städt­chen“, fin­det Gleis­berg. Schließ­lich stie­gen sie, vol­ler neu­er Ein­drü­cke, in ihre Züge und fuh­ren zurück in die säch­si­schen Metropolen.

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