„Die Flüchtlingsdebatte setzt inzwischen jede Art von freihändigem, durch keine Lektüre, Forschung, empirische Erfahrung oder auch nur durch zweites Nachdenken gebremstem Meinen frei“ – so hat es Herausgeber Jürgen Kaube heute in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ über einen Vorschlag von Thomas Strothotte geschrieben. Dieser ist Präsident der „Kühne Logistics University“ in Hamburg. Der als Computergrafiker zur sachkundigen Äußerung Prädestinierte forderte gestern in der Wochenzeitung „Die Zeit“, Schüler in Deutschland sollten künftig verpflichtend bis zum Abitur Arabisch lernen – als Beitrag zur Integration. Erfahrung. Ja, wo ist sie geblieben als Voraussetzung dafür, sich zu etwas einzulassen? Für den vor 100 Jahren gestorbenen Schriftsteller Henry James war sie „nie begrenzt und nie abgeschlossen“. Als „unermessliche Empfindungsfähigkeit“ hat er sie beschrieben, als „Atmosphäre des Geistes selbst, und wenn der Geist phantasievoll ist – umso mehr, sollte es sich um den eines Genies handeln -, nimmt er selbst die leisesten Andeutungen des Lebens auf, verwandelt er die bloßen Schwingungen der Luft in Offenbarungen.“ Es spricht manches dafür, dass im angedeuteten Fall „Geist“ zwar „phantasievoll“ war, die „Andeutungen des Lebens“ aber übersehen hat. Mehr als diese nachgeliefert hat Jürgen Kaube. Sein „Meinen“ – durch keinerlei Nachdenken gebremst – hat Strothotte selbst durch seine Wortmeldung ad absurdum geführt. Freihändig.