Die sozialen Online-Netzwerke scheinen den Kurs der Stunde seit Jahren vorzugeben: Wer heute dazu gehören will, muss dort möglichst viele Erlebnisse, Gedanken, Erfahrungen mit anderen teilen. Das führt nicht nur bei Prominenten wie Kelly Osborne zu Blüten wie: „Memo an mich selbst: Keine Rüben mehr essen, davon muss ich furzen“, berichtet Evelyn Röll in der „Süddeutschen Zeitung“. Sie liefert auch die Einordnung dazu, die über Osbornes freiwillig wenig komisches Mitteilungsbedürfnis hinausweist: „Die meisten Menschen können gar nicht mehr unterscheiden zwischen Öffentlichem und Privatem, zwischen Transparenz und Indiskretion. Die langfristigen gesellschaftlichen Folgen der Autonomieverluste sind noch nicht erkennbar. Erste Symptome schon: Niemand hat mehr Fragen. Alle haben nur noch Meinungen. Wenn scheinbar alles öffentlich ist, fragt niemand mehr etwas. Die Abschaffung des Geheimnisses hat uns zu einer fraglosen Gesellschaft gemacht. Fraglose Gesellschaften sind enorm leicht zu manipulieren.“ (Roll, Evelyn: Alles muss raus; in: „Süddeutsche Zeitung“, Nr. 181, 6./7. August 2016, S. 49)