Bad Gastein, 23. Juli 2015

Rück­kehr nach elf Jah­ren auf der Durch­rei­se. Mei­ne Erin­ne­rung bestä­tigt sich: aus der Zeit gefal­le­ne Mär­chen­welt (im 16. Jahr­hun­dert wegen beträcht­li­cher Gold­vor­kom­men die zweit­reichs­te Stadt des Lan­des nach Salz­burg). Heu­te: An die Steil­hän­ge über meh­re­re Ebe­nen geschmieg­te Rui­nen­pracht, geteilt von einem gewal­ti­gen Was­ser­fall. Seit Jah­ren wird im Blät­ter­wald von Auf­er­ste­hung gemun­kelt, seit neue „Art“- oder „Design-Hotels“ mit viel Hips­ter-Chic ent­stan­den, eini­ge weni­ge tra­di­ti­ons­rei­che Häu­ser umge­baut wor­den sind. Im ver­gan­ge­nen Jahr nun hat der Schau­spie­ler, DJ und „Per­for­mer“ Fried­rich Liech­ten­stein („Super­geil“) sein aktu­el­les Album nach der 4170-See­len-Gemein­de benannt. Ist das schon ein Auf­bruch? Sieht eher nicht so aus. Bis auf wei­te­res domi­niert der Blick zurück – auf das Gas­tein als Mon­te Car­lo der Alpen. Auf die Fürs­ten, Kar­di­nä­le, Künst­ler, Schrift­stel­ler – alles, was Rang und Name hat­te, war hier und kam von über­all her: „Sisi“, Fer­di­nand von Bul­ga­ri­en, der Ira­ker König Fai­sal, Ibn Saud, Bis­marck, Wil­helm von Preu­ßen, Sach­sens König Georg, der Schah von Per­si­en, noch 1994 Richard von Weiz­sä­cker. Doch da war der alte Glanz längst ver­blasst, den Indus­tri­el­le wie Wil­helm Opel mit­brach­ten, die Gebrü­der Mann, Grill­par­zer, Johann Strauss Sohn, Franz Schu­bert, Robert Stolz, Arturo Tos­ca­ni­ni, Hans Moser, Theo Lin­gen, Georg Tho­m­al­la, der hier 1999 auch begra­ben wur­de, Wil­liam Somerset Maug­ham, Liza Min­nel­li, Fal­co. Eck­art Wit­zig­mann (1994 vom Gault-Mil­lau zum „Koch des Jahr­hun­derts“ gekürt) absol­vier­te im nun vor sich hin­mo­dern­den Hotel „Strau­bin­ger“ sei­ne Koch­aus­bil­dung. Vie­le Dut­zend Namen lie­ßen sich ergän­zen. Was im kon­kre­ten Fall indes zählt, ist das Jetzt. „Der Ski-Tou­ris­mus geht ja nach wie vor“, sagt dazu die Bedie­nung im „Jäger­häusl“ an der Kai­ser-Franz-Joseph-Stra­ße auf die Fra­ge, wie es steht. Der Ort jedoch ver­fällt wei­ter, das in den 1970ern errich­te­te, wie ein Fremd­kör­per wir­ken­de Kon­gress­zen­trum genau­so wie das die­sem gegen­über gele­ge­ne gewal­ti­ge „Haus Aus­tria“ – zunächst als Hotel erbaut, spä­ter Sitz der Gemein­de­ver­wal­tung und Muse­um -, dazu das Hotel „Bade­schloss“ und das eins­ti­ge k. u. k. Post­amt. Ein schau­rig-schö­nes Pan­ora­ma, von Gold­grä­ber­stim­mung wie noch in den 1940er-Jah­ren aber kei­ne Spur.

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