Von Veronika Bellmann zur Alternative, die keine wurde

Dirk Cza­ja hat lan­ge für die Abge­ord­ne­te gear­bei­tet. Nach der Bun­des­tags­wahl ging er zu einem AfD-Neu­ling, ver­ließ im Streit mit dem mit­tel­säch­si­schen CDU-Kreis­chef sei­ne dama­li­ge Par­tei. Nun ist er wie­der bei der alten Che­fin, schließt eines aber aus.

FREIBERG/BERLIN. Wen die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Vero­ni­ka Bell­mann in ihren Mail- und Pres­se­ver­tei­ler auf­ge­nom­men hat, der konn­te zuletzt stut­zig wer­den. Denn Emp­fän­ger sto­ßen bei elek­tro­ni­scher Post aus ihrem Büro nun wie­der auf Dirk Cza­ja, ande­re tref­fen ihn bei Ter­mi­nen. Sechs­ein­halb Jah­re war der 42-Jäh­ri­ge Bell­manns Mit­ar­bei­ter, hat­te das Team der CDU-Poli­ti­ke­rin aber Ende 2017 ver­las­sen. Nach der Bun­des­tags­wahl wech­sel­te er als Büro­lei­ter zu deren thü­rin­gi­schem Kol­le­gen Mar­cus Bühl (AfD). Dabei zählt Bell­mann zum kon­ser­va­ti­ven Unionsflügel.

Cza­ja, der seit 1996 in Leis­nig lebt, war im Streit mit dem mit­tel­säch­si­schen Kreis­vor­sit­zen­den, heu­ti­gen Döbel­ner OB und vor­ma­li­gen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Sven Lieb­hau­ser aus der CDU aus- und nach eige­nen Anga­ben im Mai 2018 in die AfD ein­ge­tre­ten. Die ver­ließ er im Janu­ar wie­der. Vor sei­nem Aus­tritt aus der CDU hat­te sich einst Unmut ange­staut – 2016 etwa bewarb sich Cza­ja um den Kreis­vor­sitz, sah sei­ne Kan­di­da­tur aber vom Kreis­vor­stand hin­ter­trie­ben. Gewählt wur­de Liebhauser.

Nun ist Cza­ja zurück bei Bell­mann. Kri­tik dar­an habe es laut der Poli­ti­ke­rin kei­ne aus der Par­tei gege­ben, son­dern neben „Will­kom­men-zurück-Mails“ nur ein paar ver­wun­der­te Nach­fra­gen. Schon seit 1. Mai läuft Cza­jas Ver­trag, bestä­tigt er. Trotz­dem fehlt sein Pro­fil mit Foto auf der Inter­net­sei­te der Abge­ord­ne­ten, anders als jene von fünf wei­te­ren Mit­ar­bei­tern. Tech­ni­sche Grün­de sei­en dafür aus­schlag­ge­bend, bekun­den Bell­mann und Cza­ja; die Web­site wer­de über­ar­bei­tet. Im „Som­mer­brief“, der an Par­tei­mit­glie­der und Freun­de gegan­gen sei, habe sie auf Cza­jas neu­er­li­che Mit­ar­beit verwiesen.

Wie aber erklä­ren bei­de die Rück­kehr? „Was mir bei mei­nem bis­he­ri­gen Chef sehr fehl­te, auch wenn ich mehr­mals im Monat nach Thü­rin­gen zur Beglei­tung von Wahl­kreis­ter­mi­nen fuhr“, sagt Cza­ja, „war die bür­ger­na­he Wahl­kreis­ar­beit.“ Dass er bei ihr nicht nur in Ber­lin, son­dern regel­mä­ßig im Wahl­kreis ein­ge­setzt wird, bestä­tigt Bell­mann, spricht von einer „zwei­ten Chan­ce“ und der Hoff­nung: „Wenn wir Mit­ar­bei­ter nach einer Epi­so­de und um diver­se Erfah­run­gen und Ein­sich­ten rei­cher aus ande­ren Par­tei­en zurück­ge­win­nen, dann soll­te uns das auch mit Wäh­lern gelingen.“

Aus dem Ber­li­ner Büro von AfD-Mann Bühl heißt es zu Cza­jas Abschied, die Kün­di­gung sei „in auf­fäl­li­ger zeit­li­cher Nähe“ zu der Ver­an­stal­tung ein­ge­gan­gen, bei der die Par­tei ihren Direkt­kan­di­da­ten für Döbeln zur Land­tags­wahl nomi­nier­te. Cza­ja warf sei­nen Hut in den Ring – erfolg­los. „Ich habe am 22. Novem­ber 2018 nur mei­ne eige­ne Stim­me bekom­men“, sagt er und will nur kan­di­diert haben, da eini­ge füh­ren­de AfD-Leu­te einen par­la­ments­er­fah­re­nen Kan­di­da­ten gesucht hät­ten. Die Par­tei­mit­glie­der vor Ort sahen es anders.

Das Döbel­ner Direkt­man­dat, das CDU-Kreis­chef Lieb­hau­ser bis zu sei­ner Wahl auf den OB-Ses­sel im Som­mer inne­hat­te und dann nie­der­leg­te, ging jüngst an die AfD. Cza­ja kann über die Grün­de sei­nes Schei­terns zur AfD-Nomi­nie­rung nur spe­ku­lie­ren: Die Skep­sis gegen­über einem ehe­ma­li­gen CDU-Mann sei womög­lich zu groß gewe­sen. „Da dach­te man wohl, ich will nur ein Man­dat.“ Er sei aus inhalt­li­chen, nicht mone­tä­ren Grün­den zu Bell­mann zurück­ge­kehrt. Das Büro von AfD-Mann Bühl ließ ver­lau­ten, man wün­sche Cza­ja „alles Gute, auf dass er sei­ne poli­ti­sche Hei­mat fin­den möge, wo immer sie liegt“.

Nun pen­delt der gebür­ti­ge Leip­zi­ger wie einst zwi­schen Ber­lin und Wahl­kreis, ist jetzt Bell­manns Refe­rent für Ver­kehr, Breit­band­ver­sor­gung und Denk­mal­schutz. Einen Wie­der­ein­tritt in die CDU schließt er „kate­go­risch aus“. Die Situa­ti­on im Kreis­ver­band sei „doch die glei­che, wie zum Zeit­punkt, als ich ihn ver­las­sen habe“.

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