Paris, 13.–15. Dezember 2013

Giuseppe Arcimboldos "Vier Jahreszeiten" in der dritten Serie von 1573 ist vollständig im Louvre erhalten. Kritiker sehen Frankreich zurzeit eher in herbstlichen Gefilden. Tröstlich sein könnte auch für sie, dass auf Herbst und Winter stets ein neuer Frühling folgt. Foto: Michael Kunze.
Giu­sep­pe Arcim­bold­os „Vier Jah­res­zei­ten“ in der drit­ten Serie von 1573 sind voll­stän­dig im Lou­vre erhal­ten. Kri­ti­ker sehen Frank­reich zur­zeit eher in herbst­li­chen Gefil­den (oben rechts). Tröst­lich sein könn­te auch für sie, dass auf Herbst und Win­ter (oben links) stets ein neu­er Früh­ling (unten rechts) folgt. Foto: Micha­el Kunze.

Frank­reichs Nie­der­gang scheint unab­wend­bar für den, der der Bericht­erstat­tung deut­scher Medi­en Glau­ben schenkt. Öko­no­misch sei das Land am Ende, Refor­men wie die von Öko­no­men und Unter­neh­mern gefor­der­te Fle­xi­bi­li­sie­rung des Arbeits­mark­tes blie­ben aus, wäh­rend die Arbeits­lo­sen­zah­len in den letz­ten Mona­ten immer neue Höhen erklom­men. Vor einem dro­hen­den „Rück­fall in die Rezes­si­on“ warn­te jüngst die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung“. „Die von der fran­zö­si­schen Regie­rung ver­spro­che­ne Wen­de am Arbeits­markt im alten Jahr hat nicht statt­ge­fun­den“, stell­te die „Neue Zür­cher Zei­tung“ fest. Von der öko­no­mi­schen Malai­se betrof­fen sind vor allem die Rand­ge­bie­te der Groß­städ­te, in denen sich eine unheil­vol­le Melan­ge aus Abstiegs­angst und Wer­tere­la­ti­vis­mus bei gleich­zei­tig erstar­ken­dem reli­giö­sen Fana­tis­mus ein­stellt. Hand­lungs­be­darf besteht nicht zuletzt des­halb, weil dort vor allem jun­ge Men­schen kaum mehr posi­ti­ve Erwar­tun­gen mit ihrer Zukunft ver­bin­den. Frank­reichs Prä­si­dent wir­ke indes „macht- und rat­los“, war im Maga­zin „Cice­ro“ zu lesen. „Steht das Land am Abgrund?“, fragt man­cher ange­sichts der der­zei­ti­gen Ver­fas­sung des gro­ßen Nach­barn, wäh­rend Frank­reich auf vie­le Deut­sche nach wie vor gro­ße Anzie­hungs­kraft aus­übt. Am bes­ten beob­ach­ten lässt sich dies in Paris, in der Haupt­stadt an der Sei­ne, die trotz des Win­ters auch in die­sen Wochen Tau­sen­de Deut­sche zu ihren Gäs­ten zählt. Sie suchen – und fin­den – das Frank­reich der Ver­gan­gen­heit in der Sain­te-Cha­pel­le genau­so wie im Pan­the­on, im Inva­li­den­dom wie im Lou­vre. Es ist der poli­ti­sche, reli­giö­se, his­to­ri­sche und gesell­schafts­po­li­ti­sche Bei­trag des Lan­des – wie auch immer man ihn bewer­ten mag -, der über Jahr­hun­der­te Euro­pa und die Welt beein­fluss­te, zuletzt mit der Revo­lu­ti­on von 1789. Seit­her schwin­det wenigs­tens der poli­ti­sche Ein­fluss Frank­reichs, trotz For­ce de frap­pe und Über­see­ter­ri­to­ri­en. Was (einst­wei­len) bleibt, ist die Vor­rei­ter­rol­le auf dem Ter­rain der Mode zum Bei­spiel, des Stils ganz all­ge­mein oder in kuli­na­ri­schen Fra­gen. Das ist nicht wenig in einer Welt, in der das äuße­re Erschei­nungs­bild oder der schnel­le Genuss an Bedeu­tung gewin­nen, ja als käuf­li­che Ver­hei­ßung gel­ten, wie­wohl es in die Irre führ­te, den fran­zö­si­schen Bei­trag dar­auf zu redu­zie­ren. So bleibt zu hof­fen, dass der von La Gran­de Arche brö­ckeln­de Car­ra­ra-Mar­mor nicht sinn­bild­lich steht für das gan­ze Land. Weder heu­te, noch in Zukunft.

Share this: 
Share this page via Email Share this page via Facebook Share this page via Twitter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert