Bad Füssing, 2. August 2014

Seit bald 15 Jah­ren ent­span­ne ich ziem­lich regel­mä­ßig in der Sau­na. Nach einem Auf­guss betrat heu­te eine jun­ge Dame den auf­ge­heiz­ten Raum. Wäh­rend die meis­ten Schwitz­gäs­te ihn schließ­lich wie­der ver­las­sen hat­ten, brei­te­te sie ihr Hand­tuch aus und setz­te sich im Schnei­der­sitz dar­auf. So weit, so gewöhn­lich. Dann aber folg­te eine Pre­mie­re, jeden­falls für mich: Sie zog ein Buch her­vor, das sie bis dahin ver­bor­gen gehal­ten hat­te. Ein Buch. In der Sau­na. Immer­hin bot der Titel, den ich erken­nen konn­te, eine Erklä­rung für das bemer­kens­wer­te Schau­spiel: „Die Psy­cho­the­ra­pie-Füh­rung“, lau­te­te er. Oder so ähn­lich. Dass ich ver­geb­lich ver­such­te, den Gedan­ken bei­sei­te zu schie­ben, dass hier jemand nach Mit­teln zur Selbst­the­ra­pie such­te, ver­wun­dert ver­mut­lich selbst Wohl­mei­nen­de nicht, inso­fern ihnen bekannt ist, dass in Finn­land, einem der Ursprungs­län­der des gesel­li­gen Schwit­zens, schon das in Deutsch­land weit ver­brei­te­te Lesen zwi­schen zwei Sau­na­gän­gen – selbst­re­dend außer­halb der Kam­mer – als Ver­stoß gegen die hei­li­gen Prin­zi­pi­en die­ser gesund­heits­för­dern­den Frei­zeit­be­schäf­ti­gung gilt.

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