Köln wie Aachen, nur eine halbe Zugstunde voneinander entfernt, bieten zu jeder Jahreszeit große Dome, Geschichte, Kultur. Jeder weiß das. Weniger bekannt sind die kulinarischen Seiten beider Städte. Eine Entdeckungstour.
KÖLN/AACHEN. Wer nach Köln fährt, hat Deutschlands größte Kathedrale auf der Agenda oder schippert über den Rhein. Ist im Museum Ludwig aus auf Werke von Beuys bis Warhol. Geht zum Karneval oder zu Farina, in das Geschäft der weltweit ältesten Parfum-Fabrik. Oder er verbindet manches davon mit Abstechern zu süßen Versuchungen, die neben Köln auch das nahe Aachen bereithält.
Zum Auftakt in ein verlängertes Wochenende taugt ein Abstecher ins Kölner Schokoladenmuseum besonders gut. Es wurde 1993 im Rheinauhafen eröffnet und war ein Geschenk des damaligen Stollwerck-Aufsichtsratschefs Hans Imhoff an die Stadt. Hier erfährt man eine Menge über die wichtigsten Anbaugebiete des für die Schokoladenherstellung unentbehrlichen Kakaos und die Länder, in denen er den Äquator entlang gedeiht. Frisch geerntet, ist Kakao wegen vieler Bitterstoffe allerdings noch ungenießbar, erklärt Museumsführerin Heide Matz.
Allein ein Zehntel des jährlich weltweit hergestellten Kakaos wird, wie sie berichtet, in Deutschland verarbeitet. Verzehrt werden hierzulande im Schnitt 10,6 Kilogramm pro Kopf und Jahr. „Das ist Platz 2.“ Den Azteken habe Kakao gar als Währung gedient: zehn Bohnen für ein Kaninchen, eine Bohne je Tomate. Präsentiert wird zudem eine umfangreiche Sammlung historischer Schokoladenautomaten, die man sich wie solche für Zigaretten vorstellen muss – nur prächtiger. Viele davon stammen aus Dresden.
Als eine Tafel Schokolade umgerechnet noch 40 Euro kostete
Je Tafel musste um 1900 umgerechnet etwa 40 Euro hinlegen, wer der süßen Versuchung erlag. Schokolade als Luxusgut. Wem bei all den Informationen der Sinn danach steht, selbst zu probieren, der kann schon im Museum von der gerösteten Kakaobohne über Kakaobutter, weißer, ohne Kakao hergestellter Schokolade über Milchschokolade bis zur bitteren „Herren“-Tafel während der Führung kosten.
Stellt sich der Zuckerschock ein, lockt als Gegenprogramm ein Abstecher in die älteste Senfmühle Deutschlands, „Anno 1810“, gleich gegenüber, sagt Stadtführerin Monika Brieskorn. Schließlich fußlahm, klingt der Abend in einem Gasthaus aus – etwa in der Kölsch-Traditionsbrauerei zur Malzmühle am Heumarkt. Es geht aber auch etwas extravaganter und dabei nicht weniger lässig: in der zwölften Etage des „Pullman Cologne“-Hotels. Die Design-Bar dort bietet unverstellten Dom-Blick. DJs legen auf, Cocktails werden mit Parfum-Essenzen verfeinert. In der Karnevalssaison logiert im Haus das Kölner Dreigestirn, sagt Hotelchef Henk van Oostrum.
Wem der Trubel zu viel ist, der fährt die 85 Kilometer bis zur belgischen Grenze. Eine halbe Stunde dauert das mit dem ICE – um auszusteigen in Bad Aachen, auch wenn die Stadt mit dem Zusatz mittlerweile fast unbekannt ist. Dabei ist die Karlsstadt Kurort. Das spürt, wer im „Quellenhof“ absteigt, dem nicht von ungefähr am weitläufigen Kurpark gelegenen, ersten Haus der Stadt. Von hier sind es kaum mehr als zehn Gehminuten zu Dom, Rathaus und den Meistern der Printen-Backkunst, für die die Stadt so viel Lorbeer für sich geltend macht wie Nürnberg für Lebkuchen. „Eigentlich“, sagt Stadtführer Björn Wickmann, „handelt es sich da wie dort um nichts anderes.“
Die Printen verdankten ihren Namen dem Einpressen des Teigs in die Backformen. Wie eine Printe aussieht, schmeckt, woraus sie besteht, ist von Bäckerei zu Bäckerei verschieden. Fest steht, dass man vom Geschäft mit der Leckerei, die hier ganzjährig, nicht nur um Weihnachten verkauft wird, gut leben kann. Die Firma Klein, gegründet 1912, hat sich gar ausschließlich auf deren Herstellung verlegt: kleine Laibe mit Orangen‑, Bitter- oder weißer Schokolade überzogen oder Mandeln bestückt – das Angebot ist vielfältig.
Printen = Lebkuchen?
Zu den Urgesteinen der Zunft zählen die Bäckereien Nobis und Lambertz. Dazu gesellen sich kleinere Häuser wie das von Leo van den Daele im Jahre 1890 gegründete. Am besten kostet man sich von einem zum andern. Was drin ist in den Printen variiert je nach Rezept. Bei Klein wird im Schaufenster auf Koriander verwiesen, Nelken, Kandis, dunkles Weizenmehl und Rübensirup, Farinzucker, Zimt, Anis. Geheim ist das Mischungsverhältnis.
Michael Nobis, Chef der gleichnamigen und fast 160 Jahre alten Bäckerei, weist zudem auf die Rolle des Zuckers hin: „Mindestens 50 Prozent einer Printe bestehen aus verschiedenen Sorten. Das ist auch ein Unterschied zu den Nürnbergern“, sagt er. Die haben weniger Zucker, auch keinen Kandis. Ob eine Printe hart ist oder nicht, sei kein Qualitätsmerkmal. Die Aachener kommen jedoch, anders als die Nürnberger, ohne Oblaten aus, da der Teig fester ist. Unterschieden wird im Dreiländereck zwischen der – klassischen – Kräuter- und der Weichprinte; letztere wird nach der Herstellung feuchtem Klima ausgesetzt und dann zum Beispiel mit Schokolade versiegelt.
Wer sich rund- und sattgefuttert hat, kann im „Quellenhof“ ausspannen. Frankreichs früherer Präsident Jacques Chirac und Altkanzler Gerhard Schröder, sagt Hotelchef Walter Hubel, haben sich während ihrer Amtszeit im Haus immer wieder auf etwa halbem Wege zwischen Paris und Berlin zu Gesprächen getroffen. Ob dabei Printen verzehrt wurden, ist nicht überliefert.
Die Recherche für diesen Beitrag wurde durch die Pullman-Hotelgruppe unterstützt.