Premiere – das erste Mal in der Ewigen Stadt. Schon nach wenigen Stunden – das Apartment, 250 Meter vom Petersplatz entfernt, ist gerade erst bezogen – stellt sich ein eigenartiges Gefühl ein, eine Art Aus-der-Zeit-gefallen-Sein, ein die Jetztzeit-Zeugenschaft Hinter-sich-lassen, besser: ein Herausgenommen‑, Herausgezogen-werden aus der Gegenwart. Hinein in größere (historische, philosophische, religiöse, architektonische) Zusammenhänge. Trotz so gegenwärtiger, zudringlicher Erscheinungen wie des Massentourismus, viel Hundert Meter langer Warteschlangen vor Sankt Peter oder den Vatikanischen Museen, trotz permanenter Anwerbeversuche für einen Restauranteintritt hier, eine Stadtführung da, günstigere Eintrittskarten zu diesem oder jenem Ort. Ich verfalle in eine Art Schwebezustand – allüberall die Pracht, die Größe, das Alter: Weltgeschichte (die ja auch ganz im Kleinen, im Ärmlich-jämmerlichen sich zugetragen hat und immer wird). Und doch, hier kommt alles, wie durch ein Brennglas gebündelt, zusammen. Ja, auch und gerade: Überwältigung durch den Bogen aus der Antike in die Gegenwart. Trotz des Lärms, Schmutzes und Mülls, Verfalls und Uringestanks – nur 100 Meter entfernt von Berninis Prachtkollonaden. Doch wer Sankt Peter betritt, den Camposanto Teutonico, die Lateran-Basilika, Santa Maria Maggiore, besonders auch: das Pantheon, der wird gewissermaßen hinaufgezogen, emporgehoben, entrückt. Das Konzept der Bauherren und Künstler geht auf, nach wie vor: in den weiten Langhäusern mit hohen Säulen, unter prächtigen Kuppeln und Fassaden, vor Skulpturen und Brunnen, auf Freitreppen und Boulevards. Cave: Kunstreligion?