Rückkehr nach elf Jahren auf der Durchreise. Meine Erinnerung bestätigt sich: aus der Zeit gefallene Märchenwelt (im 16. Jahrhundert wegen beträchtlicher Goldvorkommen die zweitreichste Stadt des Landes nach Salzburg). Heute: An die Steilhänge über mehrere Ebenen geschmiegte Ruinenpracht, geteilt von einem gewaltigen Wasserfall. Seit Jahren wird im Blätterwald von Auferstehung gemunkelt, seit neue „Art“- oder „Design-Hotels“ mit viel Hipster-Chic entstanden, einige wenige traditionsreiche Häuser umgebaut worden sind. Im vergangenen Jahr nun hat der Schauspieler, DJ und „Performer“ Friedrich Liechtenstein („Supergeil“) sein aktuelles Album nach der 4170-Seelen-Gemeinde benannt. Ist das schon ein Aufbruch? Sieht eher nicht so aus. Bis auf weiteres dominiert der Blick zurück – auf das Gastein als Monte Carlo der Alpen. Auf die Fürsten, Kardinäle, Künstler, Schriftsteller – alles, was Rang und Name hatte, war hier und kam von überall her: „Sisi“, Ferdinand von Bulgarien, der Iraker König Faisal, Ibn Saud, Bismarck, Wilhelm von Preußen, Sachsens König Georg, der Schah von Persien, noch 1994 Richard von Weizsäcker. Doch da war der alte Glanz längst verblasst, den Industrielle wie Wilhelm Opel mitbrachten, die Gebrüder Mann, Grillparzer, Johann Strauss Sohn, Franz Schubert, Robert Stolz, Arturo Toscanini, Hans Moser, Theo Lingen, Georg Thomalla, der hier 1999 auch begraben wurde, William Somerset Maugham, Liza Minnelli, Falco. Eckart Witzigmann (1994 vom Gault-Millau zum „Koch des Jahrhunderts“ gekürt) absolvierte im nun vor sich hinmodernden Hotel „Straubinger“ seine Kochausbildung. Viele Dutzend Namen ließen sich ergänzen. Was im konkreten Fall indes zählt, ist das Jetzt. „Der Ski-Tourismus geht ja nach wie vor“, sagt dazu die Bedienung im „Jägerhäusl“ an der Kaiser-Franz-Joseph-Straße auf die Frage, wie es steht. Der Ort jedoch verfällt weiter, das in den 1970ern errichtete, wie ein Fremdkörper wirkende Kongresszentrum genauso wie das diesem gegenüber gelegene gewaltige „Haus Austria“ – zunächst als Hotel erbaut, später Sitz der Gemeindeverwaltung und Museum -, dazu das Hotel „Badeschloss“ und das einstige k. u. k. Postamt. Ein schaurig-schönes Panorama, von Goldgräberstimmung wie noch in den 1940er-Jahren aber keine Spur.