Justus Geilhufe tritt die Nachfolge Lüder Laskowskis an. Er wird auch für Groß- und Kleinvoigtsberg sowie Rothenfurth zuständig sein, am Freiberger Dom predigen und als Studentenseelsorger der Bergakademie arbeiten.
GROSSSCHIRMA/FREIBERG. Zu übersehen ist er nicht, der gebürtige Dresdener Justus Geilhufe, der sein zweijähriges Vikariat in Oederan beendet hat und neuer evangelisch-lutherischer Pfarrer für Großschirma, Groß- sowie Kleinvoigtsberg und Rothenfurth wird. Mehr als zwei Meter ist er groß – und wird am 28. Februar, 14 Uhr, im Freiberger Dom ordiniert, also feierlich in sein Amt eingeführt. Am gleichen Tag findet aus diesem Anlass 10 Uhr zudem ein Gemeindegottesdienst mit Superintendentin Hiltrud Anacker und Justus Geilhufe in der Großschirmaer Kirche statt. Darüber hat er auf Anfrage informiert.
Der 30-Jährige, der mit Ehefrau und Sohn bereits im Großschirmaer Pfarrhof eingezogen ist, tritt die Nachfolge von Lüder Laskowski an. Dieser hatte die Gemeinde im Januar 2020 nach zehn Jahren Dienst verlassen, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Geilhufe ist der erste Seelsorger am Ort, seit die Gemeinde im vergangenen Jahr mit jener am Freiberger Dom zusammengelegt wurde. Daher wird er nach eigenen Worten auch dort im Wechsel mit Superintendentin Hiltrud Anacker sowie Dompfarrer Urs Ebenauer predigen.
Studien in Princeton, München, Göttingen, Leipzig, Jena
Nach dem Abitur am Dresdener Kreuzgymnasium (2008) studierte Geilhufe, dessen aus Geringswalde stammender Vater ebenfalls als Pfarrer wirkte, von 2009 bis 2012 Theologie in Jena. Danach setzte er für ein Jahr seine Studien an der US-amerikanischen Eliteuniversität Princeton fort, anschließend in München an der Ludwig-Maximilians-Universität und parallel an der Isar auch in der Jesuiten-Hochschule – unter anderem im Fach Philosophie. Abgeschlossen hat er seine akademische Ausbildung an der Universität Leipzig (2015). Es folgten beide kirchliche Examen, bevor er während seines Vikariats im vergangenen Jahr seine Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen im Fach Systematische Theologie abschloss. Diese setzt sich mit dem Werk des amerikanischen Theologen Bruce McCormack auseinander.
Geilhufe freut sich auf die Arbeit in der Landgemeinde, die er in den vergangenen Wochen bereits kennenlernen konnte. „Die Leute“, stellte er fest, „sind sehr aktiv und zugewandt.“ Auch seine aus dem Allgäu stammende katholische Ehefrau, gerade mit dem zweiten Kind schwanger und als Assistenzärztin in der Gynäkologischen Abteilung des Freiberger Kreiskrankenhauses tätig, sei schon mit dem Herzen angekommen. „Wir leben sehr nahe an der Gemeinde. Wenn unerwartet jemand auf dem Hof steht, was nicht selten vorkommt, ist das für uns beide gerade auch in Corona-Zeiten ein Glück“, ergänzte er.
Wofür steht er theologisch? Welche Pläne oder Themen hat er für seine erste Pfarrstelle? „Ich bin konservativ, lege aber Wert auf einen weiten Horizont an Meinungen“, sagte er. Was das genauer bedeutet, kann verfolgen, wer Geilhufes mit dem Digitalcoach des Landeskirchenamts, Max Schädlich, betriebenen und vor allem für junge Leute bestimmten Podcast verfolgt. Dieser trägt den kecken Titel „Geil aber Schädlich“ und soll nach Antritt der Pfarrstelle fortgesetzt werden. „Mir ist es wichtig, dass das konservative und das liberale Lager in unserer Kirche und darüber hinaus mehr miteinander reden und einander zuhören“, erklärte er. Sein Gesprächsangebot im Internet wertet er als Erfolg; 41 je rund 40 bis 60 Minuten lange Folgen sind seit August 2020 veröffentlicht.
„Gottesdienst die Mitte des kirchlichen Lebens“
Und jenseits davon? Geilhufe, dessen älterer Bruder als Landesbeauftragter die inhaltliche Arbeit des Bundes Naturschutz in Bayern verantwortet, wird auch evangelischer Studentenseelsorger an der Bergakademie Freiberg. „Unabhängig davon, ist für mich der Gottesdienst die Mitte des kirchlichen Lebens“, bekannte er, „und das will ich deutlichmachen.“ Dazu sei mehr Glaubensunterricht (Katechese) nötig, damit jeder verstehe, was da gefeiert werde. Gemeinde und Neugierige, so hofft er, sollten wieder mehr entdecken, dass es schön ist, am Sonntagmorgen zusammenzukommen.
Wenn er ins Wünschen und Träumen gerät, kommen ihm manche Ideen: etwa, eine Kurrende, einen Kinderchor, zu etablieren. Währenddessen könnte die ehemalige Kantorenwohnung im Pfarrhof zu einem Gästehaus umgestaltet werden. „Wir liegen nicht weit ab vom Sächsischen Jakobsweg“, erläuterte Geilhufe den Hintergrund. Damit sollte es möglich sein, sobald das Coronavirus an Schrecken eingebüßt hat, Pilger nach Großschirma zu locken – ins offene Haus.
Für die Gottesdienste am 28. Februar, 10 Uhr, in Großschirma sowie 14 Uhr zur Ordination im Freiberger Dom ist keine Anmeldung nötig. Die Predigt hält jeweils Justus Geilhufe. Zum Podcast „Geil aber Schädlich“: https://anchor.fm/geilaberschaedlich